Wer hätte das gedacht, dass man den Herbst vermissen könnte?
Ich von mir jedenfalls nicht. Ich dachte, dass ich auf das schmuddelige Wetter gerne
verzichten könnte. Einen goldenen Oktober hatte ich aber nicht, dafür aber
einen sehr heißen. Langsam fehlt mir so ein bisschen der Wetterwechsel… Die Straßen
und alles, was nicht regelmäßig gegossen wird, sind trocken und deshalb ist es
sehr, sehr staubig. Frisch geputzte Schuhe sind nach zwei Schritten dreckig wie
zuvor. Und auch die Gebäude haben sich aufgeheizt, sodass die Arbeit im Office
auch nicht immer ein Vergnügen ist.
Aber jetzt oder zumindest heute kann ich sagen: Es gibt
einen Hauch von Herbst!!
Ich laufe mit einer Erkältung (ich hab keine Ahnung, wie ich
mich bei diesem Wetter erkälten konnte) durch Moshi. Das alleine ist zwar noch
kein Zeichen für einen Herbst, aber es erinnert mich doch sehr daran. Was mich
zu meiner obigen Aussage bringt, ist der Regen. Seit gestern Nacht gibt es
immer wieder mehroderweniger lange Regenschauer, die sich mit kleinen
Nieselpausen abwechseln… Und es ist bedeutend kälter geworden. Nicht unangenehm,
aber im Vergleich zu den 36°C vorher ist es sehr kühl. Auf meinem Heimweg, der
jetzt nicht mehr über staubige sondern über matschige Wege geht, hat mir eine
Nachbarin erzählt, dass es ihr zu kalt sei. Für mich sind es gerade optimale
Temperaturen. Das Wetter bleibt jetzt wohl erstmal ein bisschen so… ein kleines
bisschen Herbst!! Oder besser gesagt, ein kleines bisschen Frühling. Hier
fallen ja keine Blätter von den Bäumen und in ein oder zwei Wochen ist hier alles
Grün und blüht wieder (so hat man es mir gesagt).
Seit zwei Wochen arbeite ich jetzt zweimal die Woche in
einem unserer Tageszentren mit. Insgesammt werden in Pasua, das ist der Name
der Gemeinde und auch des Zentrums, neun Kinder betreut. Wobei ein Teil der
Kinder (mindestens zwei) schon älter als ich sind. Ich werde von meinen
Kollegen ein kleines bisschen zum Caregiver (Pfleger und Betreuer) ausgebildet.
Ich muss unsere Kinder, die teilweise nicht selber essen
können, füttern, sie ein kleines bisschen unterrichten (es dauert sehr lange
und jedes Kind braucht eine Individualbetreuung) und Dehnübungen mit ihnen
machen, um versteifte Köperteile zu bewegen. Dann trainiere ich noch mit einem
Mädchen das Laufen (sie ist dabei sehr vorsichtig) und helfe den Mamas (Frauen)
dabei die Kinder die Im Rollstuhl sitzen aus selbigem hinaus zu heben oder
hinein zu setzten. Diese Kinder liegen dann meist auf Matratzen oder werden, um
ihnen stehen bei zu bringen (zumindest glaube ich das) an einem Holzgestell
festgebunden.
Teilweise vergesse ich, wenn ich mit den Kinder spiele
sogar, dass diese Behinderungen haben. Wie die Behinderung aussieht, oder wie
man sie nennt, kann ich bei den Kindern nicht sagen und ich weiß es auch nicht.
Daher war ich ziemlich überrascht und auch überfordert und
hilflos, als an meinem zweiten Tag eines der Mädchen plötzlich einen epileptischen
Anfall hatte und vor meinen Füßen einfach nach vorne umgekippt ist. Ich wusste,
dass einige Kinder Epileptiker sind, aber hatte das völlig verdrängt.
Glücklicher Weise kamen mir zwei Mamas, die im Zentrum Perlenschmuck
herstellen, der in unserem Shop verkauft wird, zu Hilfe. Später hat mir dann
die Chefin des Zentrums auf Swahili und mit Zeichensprache erklärt, was ich in
so einem Fall machen muss. Zur Kontrolle aber danach nochmal auf Englisch.
Im Tageszentrum muss ich jetzt mehr Swahili sprechen und mir
wird auch dort viel Neues beigebracht. Begrüßungen und kleine Gespräche sind
jetzt schon möglich. Aber vor allem im Office spreche ich “leider“ viel
Englisch.
Das war es erstmal wieder von hier… viele Grüße ins herbstliche
Deutschland!
Kwa heri!
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