Ich melde mich mal wieder mit einem kleinen Bericht, des letzten
Sonntages. In der letzten Woche ist nicht viel Spannendes passiert. Ich komme
langsam in die Arbeit rein, wenn auch nicht wirklich viel zu tun ist und ich viel
rumhänge… aber im Großen und Ganzen wird es gerade besser.
Also, am Sonntag bin ich mit meiner Familie, also mit
Frederick, Janet sowie mit Melanie, einer Amerikanerin, die hier Fortbildungen
macht und momentan auch bei uns wohnt, zu einer Ordination gefahren. In einer
Kirche, die gefühlt mitten im Nirgendwo war (auf der anderen Seite des Kilis)
wurden drei neue Pastoren in ihr Amt eingeführt. Die erste Gelegenheit, meinen
Anzug zu tragen…
Die Anfahrt war eine (Tor-)Tour, nicht, weil sie unendlich
lang war, sondern weil es Frederick unglaublich viel Spaß macht, möglichst
schnell über die Sandpisten mit all ihren Buckeln und Hügeln zu heizen… gut
durchgeschüttelt kamen wir dann aber auch pünktlich an. Und es gab erstmal ein
zweites Frühstück für die versammelte Kirchenprominenz, also den Bischof,
seinen Stellvertreter Frederick und alle anderen „Hohen Tiere“ der Kirche,
sowie für alle Pastoren und deren Frauen die da waren (es waren mindestens 40)
und natürlich auch für Melanie und mich.
Danach begann gegen zehn Uhr der Ordinationsgottesdienst. Melanie
und ich hatten von Janet Gesangbücher bekommen, konnten aber nicht wie gehofft
neben ihr sitzen, da sie als Ehefrau des Stellvertretenden Bischofs einen
Ehrenplatz in der ersten Reihe hatte. Also hatten wir keinen der uns
übersetzten konnte… Da saßen wir dann also in der dritten Reihe,
glücklicherweise an einem Fenster und versuchten dem Gottesdienst zu folgen. Aber
das ist so gut wie unmöglich gewesen. Verstanden habe ich nichts, außer
einzelne Worte ab und zu.
Ich hatte mit einem typischen tansanischen Gottesdienst
gerechnet, der ungefähr zwei Stunden dauern würde oder vielleicht drei, wegen
der Ordination, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt… der
Gottesdienst dauerte vier Stunden, ohne die Versteigerung nach dem Gottesdienst
mit einzurechnen. Aber ich sollte am Anfang beginnen. Erst einmal zogen
ungefähr 40 Pastoren in die Kirche ein
und nahmen ihre Plätze ein – ok, ich überspringe jetzt auch Teile, ich muss ja nicht
jede Einzelheit ausführen – und der Gottesdienst begann. Der Bischof leitete
den Gottesdienst, Frederick hielt die Predigt. Derjenige der Sprach wurde über
Mikro und die schlechtesten, total übersteuerten Lautsprecher in der vollbesetzten
Kirche verstärkt. Alle fünf Sätze gab es eine schreckliche Rückkopplung und vor
allem gegen Ende machte die Batterie schlapp und nur noch jedes fü
nfte Wort
wurde verstärkt.
Schön und für Melanie und mich immer wieder Phasen, in denen
wir mitmachen konnten, waren die Lieder. Zahlen kann ich relativ gut verstehen
und wir hatten nette Nachbarn, die uns weiterhalfen. In den Gesangbüchern hier
steht übrigens nur der Text der Lieder, die Melodie können alle auswendig. Starke
Leistung bei ca. 450 Liedern. Aber nach einer Strophe konnte man mitsingen.
In jeder Kirche werden alle Gäste oder neue
Gemeindemitglieder der Gemeinde vorgestellt. Bei diesem Gottesdienst waren fast
alle Gäste und/oder zu ersten Mal in dieser Kirche… Am Anfang wurden die
Kirchenprominenz und weitere wichtige Pastoren vorgestellt. Danach faste der „General
Secretary“ (ich weiß nicht die deutsche Bezeichnung seines Amtes hier) auch
einzelne Besuchergruppen zusammen. Jeder stand auf und winkte, es wurde
geklatscht. Es wurden noch die Familien der neuen und die Ehefrauen aller
Pastoren, die insgesamt sechs Chöre und natürlich auch Melanie und ich
vorgestellt. Ich hab jetzt aber nicht alle erwähnt.
Unter den sechs Chören befand sich auch ein Massai-Chor!!! Der
in Tracht und etwas in der eigenen Sprache gesungen hat. Ich glaube aber, dass
die Massai und ihre Art zu glauben und ihre Lebensweise nicht richtig
respektiert werden. Jedenfalls wurde gelacht, als ein Massai-Junge aus dem Chor
vortrat, hochsprang und einen durchaus komisch klingenden Laut ausstieß. Das
muss ich nochmal in Erfahrung bringen…
Die anderen Chöre sind „klassische“ Kirchenchöre gewesen.
Vom Chor mit älteren Sängern, nicht immer richtig sauber, bis zum Jugendchor,
der mir sehr gut gefiel, war alles dabei… und alles war faszinierend.
Von der eigentlichen Ordination hat dann der gemeine
Kirchgänger, also alle die im Kirchenschiff saßen nichts mitbekommen. Die „Neuen“
kamen gemeinsam nach vorne und dann standen alle Pastoren auf und stellten sich
um sie herum, sodass man nichts sehen konnte. Dann bekamen die „Neuen“ ihren
Segen und wurden offiziell eingeführt. Als dann die „alten“ Pastoren weg waren,
kamen die Ehepartner der „Neuen“ nach vorne. Dann zogen die Ehefrauen der
anderen Pastoren in die Kirche ein (mit Gesang) und nahmen die „Neuen“ in ihrer
Mitte auf (sie tanzten um sie herum und gaben Geschenke). Danach hätte der
Gottesdienst auch schon vorbei sein können, Segen und so haben natürlich noch
gefehlt, aber da hätte ich ohne den Bischof geplant. Er hatte ja nicht
gepredigt und holte das am Ende noch nach. Frederick erzählte später, dass er
den „Neuen“ alles was sie zu tun und zu lassen heben erklärte und die
versammelten Pastoren über die neusten Neuigkeiten aufklärte. Danach war der
Gottesdienst endlich zu Ende… (Nicht erwähnt wurden die Taufe und die zwei
Kollekten, bei denen die gesamte Gemeinde nach vorne geht um zu spenden) und
die Versteigerung begann. Ich wusste dann auch, wieso es das zweite Frühstück
gegeben hatte, denn ohne hätte man das nicht überstanden.
Im Anschluss gab es dann ein Mittagessen. Ich hatte so ein
bisschen darauf gehofft, zum ersten Mal Ziege essen zu dürfen, schließlich war
es eine große Feier gewesen, aber als wir dann in der Speisekapelle waren, gab
es „nur“ gutes Essen. Melanie und ich bekamen sogar Ehrenplätze weit vorne und
durften vom Bischofstisch mit essen (einen eigenen Tisch hatten wir aber nicht).
Und dann wurde ein Gestell hereingetragen, auf dem sich eine
Ziege befand (siehe Bild…)
Also doch meine erste Ziege. Diese wird aber nicht einfach so verzehrt, sondern es gibt eine Reihe von Ritualen. Die Ziege wird der „höchsten“ Person, in diesem Fall dem Bischof, geschenkt. Der entscheidet dann, ob er sie entweder mit nach Hause nehmen oder sie alleine Essen oder ob er sie mit allen Teilen möchte. Der Bischof entschied sich für letzteres und dann bekam jeder ein kleines Stück Fleisch. Ziege schmeckt so ähnlich wie Lamm, aber auch wieder ganz anders. Dann gibt es ein weiteres Ritual, bei dem der Bauch der Ziege den Ältesten angeboten wird. Diesen Teil dürfen nur alte Männer essen. Danach war das Essen vorbei und es ging nach Hause… aber nicht zu uns, sondern zum Haus einer ordinierten Pastorin.
Also doch meine erste Ziege. Diese wird aber nicht einfach so verzehrt, sondern es gibt eine Reihe von Ritualen. Die Ziege wird der „höchsten“ Person, in diesem Fall dem Bischof, geschenkt. Der entscheidet dann, ob er sie entweder mit nach Hause nehmen oder sie alleine Essen oder ob er sie mit allen Teilen möchte. Der Bischof entschied sich für letzteres und dann bekam jeder ein kleines Stück Fleisch. Ziege schmeckt so ähnlich wie Lamm, aber auch wieder ganz anders. Dann gibt es ein weiteres Ritual, bei dem der Bauch der Ziege den Ältesten angeboten wird. Diesen Teil dürfen nur alte Männer essen. Danach war das Essen vorbei und es ging nach Hause… aber nicht zu uns, sondern zum Haus einer ordinierten Pastorin.
Dort gab es einen weiteren Empfang und eine Feier in Rahmen
der Familie. Wir (Melanie und ich) gehörten zu den Ehrengästen und durften an
der Tafel neben der Pastorin, ihrem Ehemann und Frederick und Janet sitzen. Und
es gab noch einmal Ziege – oder besser gesagt – es gab gleich zwei Ziegen, die
jeweils mit ihrem eigenen Ritual versehen wurden. Ich durfte dann entscheiden,
ob wir die Ziege teilen, alleine essen oder mit nach Hause nehmen sollten (Natürlich
wurde sie geteilt). Nach einer Reihe von kleineren Reden und allem was man von
Feiern auch in Deutschland kennt, sind wir dann (endlich, ich war hundemüde)
zurück nach Hause gefahren. Aber es war ein sehr schöner Tag, der mir sehr viel
von der tansanischen Kultur und von dem Leben mit und in der Kirche gezeigt
hat.
Vielen Dank fürs Lesen und bis die Tage:
Kwa heri
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