Viele Grüße aus Tansania!
Da das Internet hier nicht so schnell ist, bzw.
ich nur welches habe, wenn ich in der Stadt bin, kommt dieser Post hier
nen bissechen verspätet.
Seit ca. zwei Wochen bin ich jetzt in Moshi. So richtig
angekommen bin ich aber noch nicht. Das hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist
natürlich, dass ich jetzt an einer komplett neuen Stelle bin und mich auch hier
erstmal einfinden muss und dass es eine ganze Reihe von Überraschungen gab.
Aber fange ich am Anfang an.
Am Montagmorgen sind Justus und ich – Johanna war noch am
Sonntag mit ihren Mitvolontären nach Faraja aufgebrochen – von Dr. Shoo, dem
stellvertretendem Bischof, und Kaaya, dem Chef vom BCC, im Umoja Hostel
abgeholt worden. Überraschung eins und zwei standen auf dem Programm. Dr. Shoo
spricht fließend Deutsch und ich werde vorrübergehend bei ihm wohnen, da
kurzfristig eine Familie abgesprungen ist. Da ich ja noch nicht wusste wo es
hin geht, war das nicht so schlimm. Aber meinen Koffer komplett auspacken kann
ich immer noch nicht – egal. Dr. Shoo musste dann aber auch schon wieder Weg
und wir sind mit Kaaya zum BCC-Office. Dort wurde Justus dann von einer Person
aus seinem Projekt abgeholt.
Im Office, folgt Überraschung Nummer drei: ich bin nicht
der einzige Weiße, der im BCC-Office arbeiten wird. Im Büro waren sogar gleich
drei Weiße, die zusammen mit den anderen Mitarbeitern auf mich und Kaaya
gewartet haben. Von diesen Dreien ist eine aus Schweden und hatte schon ein
Jahr im BCC gearbeitet, die anderen beiden kommen aus den USA. Aber nur Meghan
wird mit mir hier arbeiten, die andere (Brab) hat das Projekt mit aufgebaut und
ist nur zu Besuch.
Die vierte Überraschung: Es ging gleich mit der Arbeit
los. Ok, es war nur das Montagstreffen, auf dessen Inhalt ich später noch
eingehen werde. Danach wurde ich von Kaaya zum Haus von Dr. Shoo gebracht. Was
nun folgt, kann sich jeder schon denken, oder?
Überraschung Nummero fünf: Es handelt sich nicht um ein
Haus, sondern mehr um ein riesiges Haus, ein Anwesen um genauer zu sein. Vielleicht
trifft es auch das Wort Bauernhof ganz gut, aber Villa ist sicher auch nicht
schlecht. Da habe ich nicht schlecht gestaunt. Ich wurde von mehreren
Angestellten in Empfang genommen und dann erstmal in mein Zimmer gebracht
worden (das es größer ist als mein Zimmer in Braunschweig war Überraschung
fünfeinhalb). Dann war ich erstmal allein. Es ist ein total komisches Gefühl
alleine in einem Haus zu sein, dessen Besitzer man nicht kennt. Dann bin ich
nach draußen, wo ich von Mudi (Modi, ich weiß nicht wie man den Namen schreibt),
einem Angestellten, der vor allem für die Tiere zuständig ist, stolz über das
Gelände geführt wurde. Mit Zeichensprache und einzelnen Wörtern Swahili zeigte
er mir die Kühe, die Ziegen, die Hühner, die Truthähne und die Hunde, sowie die
Bananenplantage hinterm Haus.
Ich fühlte mich danach ein bisschen verloren. Was soll
ich in diesem großen Haus machen? Was darf ich? Welche Regeln gibt es, auch
kulturell gesehen? Ich habe mich völlig fehl am Platz gefühlt vor allem, wenn
ich aus dem Haus raus bin und dann nur guckend rumstehen konnte, während alle
anderen um mich herum arbeiteten.
Abends kam dann ein bisschen Leben ins Haus, als Dr. Shoo
von der Arbeit nach Hause kam. Kurz darauf kamen dann auch seine Tochter Debbie
und seine Frau Janet. Und es kam Überraschung Nummer sechs: auch sie sprechen
fließend Deutsch (Familie Shoo hat ca. sechs Jahre lang in Deutschland gelebt).
Ich hoffe, ich konnte meine Verwirrung am ersten Tag ganz
gut darstellen. Inzwischen hat sich einiges beruhigt und ich habe mich ein
bisschen eingewöhnt. Familie Shoo ist sehr nett, hilfsbereit und
aufgeschlossen. Die folgenden Tage werde ich aber nicht so ausführlich
beschreiben.
Jeden Tag werde ich zwischen fünf und sechs vom Krähen
der Hähne geweckt. Gut – ich drehe mich dann nochmal um, aber um halb sieben
stehe ich auf. Zum Frühstück gibt es in der Regel eine Art Graubrot und
Früchte. Ich kann zwischen Orange, Mango, Papaya und Avocado wählen, wobei ich
ein Fan von Avocado auf Brot geworden bin. Danach geht es mit Dr. Shoo in die
Stadt zum Office. Aber bevor die Arbeit losgeht, gibt es ein „Morning Prayer“.
In meinem ersten am Dienstag, war natürlich gleich eine deutsche Reisegruppe zu
Gast. (Hab ich schon mal erwähnt, dass ich Reisegruppen nicht so gerne mag?)
Jeder musste sich einzeln vorstellen und hat dann noch gesagt, warum er oder
sie hier in Tansania ist, was ihm/ihr so gefällt und so weiter. Das war noch
ok. Aber schrecklich war der sicher gut gemeinte Versuch das sehr schöne Lied
„Möge die Straße…“ zu singen. Für mich als Chorsänger war das die reinste
Katastrophe und ich wäre vor Scham fast im Erdboden versunken. (Schiefer ging
es nicht) Bei den Tansaniern kam es aber gut an (vor allem die Strophe auf Swahili). Ich musste mich dann auch
vorstellen, wie alle, die neu im Head Office der Diözese sind.
Nach der Morgenandacht beginnt dann meine Arbeit im
BCC-Office. Gegen zehn gibt es Chai, gegen eins Lunch. Gegen vier Uhr
nachmittags bin ich dann fertig und kann mich auf den Heimweg machen. Zurück
fahre ich nicht mit mehr Dr. Shoo, das hatte ich den zweiten Tag versucht, aber
aus fünf Uhr wurde dann sieben. Tansanische Gelassenheit… aber das war
ganzschön strapazierend. Darum fahre ich jetzt immer mit dem Dalla Dalla nach
Hause, da bin ich ein bisschen freier. Dalla Dalla fahren ist spannend. Ich
glaube jeder kann sich ein Auto etwas kleiner als ein VW-Bus vorstellen, in dem
ca. 25 - 30 Leute transportiert werden. Irgendwann gibt es dann mal auch Fotos…
Sechs Meilen (Maili Sita) außerhalb von Moshi muss ich dann Aussteigen und dann
noch ca. einen Kilometer zu Fuß gehen, bis ich dann am Tor der Shoos klingeln
kann und Mudi mir öffnet.
Abendessen ist irgendwann zwischen sieben und neun. Was es
so gibt, schreibe ich später. Aber es ist spannend und lecker.
So, jetzt mal zu meiner Arbeit. Ich bin, wie schon Oft gesagt
im BCC, was das genau ist, ist (bald) oben zu lesen. Jedenfalls bin ich momentan in der
Orientierungsphase. Das heißt, ich gucke mir alles an und verschaffe mir somit
erstmal einen Überblick. Da Meghan genauso lange hier ist wie ich, machen wir
eine ganze Menge zusammen.
Ich war beim Medical Screening, der jährlichen
Untersuchung der Kinder dabei, habe verschiedene Center besuchen können und –
das hat bis jetzt am meisten Spaß gemacht – konnte zusammen mit Rose, einer
Mitarbeiterin, auf field-work gehen. Das bedeutet, wir sind durch ein Viertel
gelaufen und haben die Familien besucht. Dabei war ich die Hauptattraktion für
alle Kinder. „Mzungu“-Rufe (Weißer) waren von überall zu hören und die Kinder
kamen angelaufen und versuchten mich zu berühren. Rose kam teilweise gar nicht
mehr aus dem Lachen heraus.
Da viele der Day-Center direkt neben oder besser in den
Kindergärten untergebrachte sind, um die Kinder sozial integrieren zu können,
wurden wir auch bei den Besuchen dort von Kindern umringt. Stolz begrüßten uns
die Kinder hier mit „good morning“ und „how are you?“. So etwas war richtig
schön.
Montags ist immer ein Treffen des gesamten Büros, in dem die vergangene Woche besprochen und die kommende im Überblick kurz geplant wird. Alles nach dem Motto „Mtu ni Watu“, einem tansanischen Sprichwort, dass frei übersetzt „Mensch ist Menschen“ bedeutet. Ziel des Meetings ist es, dass alle über alles was im BCC vorgeht informiert sind. Was man aber eigentlich sowieso immer ist, zumindest wenn man gut Swahili verstehet, da wir nur einen Raum haben, den wir uns mit sieben bis acht Personen teilen (teilweise ist es eng).
Montags ist immer ein Treffen des gesamten Büros, in dem die vergangene Woche besprochen und die kommende im Überblick kurz geplant wird. Alles nach dem Motto „Mtu ni Watu“, einem tansanischen Sprichwort, dass frei übersetzt „Mensch ist Menschen“ bedeutet. Ziel des Meetings ist es, dass alle über alles was im BCC vorgeht informiert sind. Was man aber eigentlich sowieso immer ist, zumindest wenn man gut Swahili verstehet, da wir nur einen Raum haben, den wir uns mit sieben bis acht Personen teilen (teilweise ist es eng).
Meine Aufgabe in der kommenden Zeit ist es, beim Aufbau
eines Shops zu helfen, in dem Stoffe sowie Taschen, Sandalen und Schmuck
verkauft werden, die in Handarbeit von den Kindern (nur von den älteren, die es
auch können) und vor allem deren Familien hergestellt worden sind. Wenn jemand
noch eine Idee hat, was man noch verkaufen könnte, immer her damit!
Das wars erstmal aus Moshi. Achja, mir geht es gut. Vielen Dank fürs Lesen.
Kwa heri
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