Mittwoch, 19. Februar 2014

Streicherei und Festival – zwischen Planung und Sponatnität

Zwanzig Tage sind seit meinem letzten Blogeintrag jetzt vergangen und in diesen Tagen ist leider zu viel passiert, um alles hier niederzuschreiben, dennoch wird’s lang. Die letzten Wochen standen im Zeichen der Vorbereitung.

Schon im Dezember wurden wir in BCC durch ein Hostel über eine Gruppe informiert, die gerne für ein bis zwei Tage volontieren möchte. Das macht bei in unserem Projekt eigentlich keinen Sinn, denn in den Zentren können sie nichts machen. Aber wir haben ja ein neues, renovierungsbedürftiges Gebäude, in das unsere Kinder möglichst bald einziehen sollen. Und die angebotene Hilfe konnten wir beim Streichen gut gebrauchen.
Die Vorbereitung, sämtliche Koordination und die Betreuung dieses Projekts war meine Aufgabe. Zusammen mit einem Mitarbeiter vom Hostel, der sich glücklicherweise mit Farben und allem Drum und Dran auskannte, ging es die Utensilien kaufen. (Vielen Dank Ima!) Am Wochenende musste ich dann nochmal los, um ein paar Utensilien für mich zu kaufen. Ich brauchte Klamotten, nichts hübsches, nichts teures, etwas, gerne schmutzig werden kann. Also bin ich auf den Secondhandmarkt Memorial. Für ca. 5000 Schillinge habe ich zwei T-Shirts und eine halblange Hose erworben, natürlich in XXL, aber daran konnte ich nichts ändern. Anprobieren geht nicht s gut und der Verkäufer meinte, sie hätte ja eine Kordel… hatte sie auch.

Am Montag ging es dann morgens in diesen Klamotten zur Arbeit. Das war schon ein wenig komisch, da ich sonst immer in langer Hose und relativ gepflegter Kleidung hier auflaufe. Richtig wohl habe ich mich dabei nicht gefühlt. Dann wurde ich am Office abgeholt und es ging zu einem Hotel, in dem die
Gruppe untergebracht war.
Ich wurde ein wenig von der Gruppe überrascht. Meine Information war, dass sie aus England kommen und gerade den Kili bestiegen hatten, (dementsprechend müde waren sie auch) aber ich habe irgendwie mit einer Jugendgruppe gerechnet. Keine Ahnung warum. Aber die Teilnehmer waren zwischen 25 und über 60 Jahren alt. Aber kein Problem. Im neuen Gebäude angekommen wurden erstmal die Räume ausgeräumt und anschließend wurde begonnen zu streichen. Anfangs bin ich von hier nach dort gerannt und habe Sachen organisiert, mich nach dem Befinden erkundigt und gedolmetscht, wenn es zur Kommunikation mit den Schneidern unserer Arbeitsgemeinschaft kam. Steichen konnte ich nicht, denn es gab nicht genug Pinsel… Gegen drei Uhr sollten wir dann abgeholt werden und ich habe mich in meiner Kleidung sehr unwohl gefühlt. Diesmal lag es aber am Wetter, denn der Montag war einer der kältesten Tage, die ich hier in Moshi erlebt habe. Nachmittags hat es aus Badewannen geschüttet und der Busfahrer, der uns abholen sollte, hatte sich natürlich verfahren und dadurch verspätet. Gegen fünf Uhr war ich dann zurück im Office und musste dann noch fehlende Pinsel und andere Utensilien besorgen. Abends bin ich dann gegen sieben nach Hause gekommen und wäre am liebsten direkt ins Bett.
Am nächsten Tag gab es das ganze nochmal. Am Vormittag wurde gestrichen und wir wurden wirklich fertig, womit ich nicht gerechnet hatte. An dieser Stelle gilt der Gruppe ein riesiges Dankeschön auch im Namen von BCC. Pünktlich wie abgesprochen zurück kamen wir aber auch nicht… ein Mädchen wollte eine Tasche in einer bestimmten Farbe kaufen, diese musste aber noch geschneidert werden und es dauerte dementsprechend ca. eine Stunde länger.
Dabei ist mir mal wieder die Ungeduld aufgefallen. Teilweise meine eigene, aber vor allem die der anderen Gruppenmitglieder. Natürlich kann es in Tansania auch mal ein wenig länger dauern, daran habe ich mich gewöhnt, aber wenn eine Gruppe ein wenig drängelt, dann verfalle ich auch ein wenig in Hektik. Aber schlussendlich hat alles geklappt und ich bin auch ein wenig stolz, denn es war mein erstes Projekt, das in Eigenregie gelaufen ist.

Dienstagnachmittag begann dann der spontane Teil der letzten Wochen. Auf Sansibar findet ein Festival statt. Gemeinsam mit Anna, Anki, Helene und Justus ging es zum "Sauti za Busara". Die endgültige Entscheidung dahin zu fahren ist am Montag gefallen.
Ich bin ich dann zum Booking-Office des Dar-Express gelaufen. Bustickets für einen bestimmten Bus kaufen, der in Karatu, wo Anki und Helene leben, losfuhr und in Moshi gegen zehn Uhr abfahren sollte. Hat auch geklappt. Am nächsten Morgen haben wir uns dann am Busbahnhof getroffen und dort bis zehn vor zehn gewartet… dann wurden wir darüber informiert, dass der Bus wo anders abfährt. Also schnell ins Taxi und zum Abfahrtsplatz. Da stand dann auch ein Bus wir (Anna, Justus und ich) rein und auf ging es. Leider war es der falsche Bus. Helene und Anki waren nicht drinnen. Wahrscheinlich hatte der Bus hier schon Verspätung und der andere dann auch. Aber kein Problem, wir haben uns dann in Dar getroffen. Nach Sansibar ging es dann am nächsten Morgen mit der Fähre und dort dann erstmal in ein Hotel, Sachen abstellen. Dann ging es durch Stone-Town zurück zum Hafen und zur Promenade. Stone-Town ist sehr schön. Am Anfang verliert man sich schnell in den verwinkelten Gassen und irrt verloren durch ein Wirrwarr von verschiedensten Souvenir-Läden. Bis man irgendwann wieder am Wasser oder an einer großen Straße strandet. Schön auch mit dem ganzen Touri-Krams.
Nachmittags ging es dann die Tickets fürs Festival kaufen. Und es gab sogar ein Festival-Bändchen! Aber es war aus glitzerndem Plastik. Aber es sah doch sehr fancy aus.
Bis zum Abend wurde dann ein wenig gechillt, bevor es hinein ging ins Fort, zum Sauti za Busara. Der Ort war superschön und sehr gut geeignet für das Festival. Es gab zwei separate Bereiche in der Burg, einen Großen Hof, in dem die Bühne aufgebaut war und ein Amphitheater, in dem abends Filme liefen und/oder die Konzerte übertragen wurden und in dem so manche auch mal ein kleines Nickerchen einlegte. Die Musik war super. Es spielten nur Gruppen, die in irgendeiner Weise etwas mit Afrika zu tun hatten. Die meisten kommen aus Afrika, andere haben Kooperationen. Aber wie die Musik genau war, das lässt sich nicht beschreiben oder man nutzt das Wort geil!!! Jede Gruppe hatte ca. eine dreiviertel Stunde Zeit um und bei vielen war es zu kurz.
Leider fiel das Ende des ersten Abends ins Wasser, da es anfing u schütten. Der letzte Act konnte nicht mehr auftreten. Und es ging nachdem wir uns ca. eineinhalb Stunden untergestellt hatten mit dem Taxi zurück ins Hotel.

Ausschlafen bis ca. 10 Uhr, dann wieder entspannt durch Stone-Town schlendern. Nachmittags hatten wir uns dann aufgeteilt und Justus und ich sind zum Kaffee trinken in einem Strandcafé gelandet. Das besondere war, dass wir in ca. dreihundert Metern Entfernung Delfine sehen konnten, das war schon besonders. Es waren die ersten meines Lebens… aber es war auch nur kurz. Anschließend haben wir in einem äthiopischen Restaurant vor dem Sturzregen Zuflucht gesucht. Abends wieder aufs Festival. Die Gruppe die tags zuvor nicht auftreten konnte, durfte dies nachholen und bis ca. drei oder vier wurde getanzt und gefeiert was das Zeug hält. Einziger Reinfall, eine Band namens Kazimoto, an der zwei deutsche DJs beteiligt waren. Aber irgendwas hatte beim Soundcheck nicht geklappt. Jedenfalls hörte man nur StarWars Laserschwerter als Techno-Effekte von den DJs…

Am nächsten Tag ging es dann für Anna, Justus und mich auf eine Spice-Tour. Es ging mit einer supernetten, kleinen Touri-Gruppe durch einen Urwald, der irgendwie Feld bzw. Plantage genannt wurde. Dort wurden uns aber dann wirklich fast alle Gewürze und andere lokale Früchte gezeigt und uns auch die (medizinische) Wirkung erklärt. Im Anschluss ging es noch in eine Sklaven-Höhle, in der Sklaven gefangen und versteckt gehalten wurden und danach noch an einen schönen Strand. Einmal kurz Baden. Zurück zum Hotel, duschen und ein wenig Schlaf vor bzw. nachholen. Und dann wieder ins Old Fort. Zum meiner Meinung nach besten Abend des Festivals. Hervorzuheben ist ein Duo namens Oy! Besonders, weil irgendwie anders und mit Elektro drin haben die sich sehr stark von allen anderen Bands abgehoben. Unbeschreiblich war allerdings die Band danach. Alle waren begeistert von OY und da man schon im Zeitverzug war durfte sie nichts Weiteres mehr spielen und musste ihr Programm vorzeitig beenden. Obwohl sie gefühlt noch zwei weitere Stunden hätte spielen können. In der Umbaupause haben alle von OY geschwärmt und es war klar, da kommt die nächste Band nicht ran, aber sie haben es doch geschafft. Zwar waren sie nicht so gut, haben mit ihrem Rock aber voll die Stimmung getroffen. Ein unbeschreiblicher Abend. Aber auch eine andere Band, direkt von Sansibar. Eine Band von Frauen, die traditionelle Musik machen. Die Leiterin war dann so mutig, sich vor Publikum für die Frauenrechte auch auf Sansibar und in Tansania einzusetzen und hat anschließend noch die Festivalleitung düpiert, als sie ihre volle Spielzeit auskosteten und sich diese nicht durch die Gebetsunterbrechung nehmen ließen.

Am Sonntag ging es dann mit allen auf eine Schnorchel-Tour. Um das zu beschreiben fehlen leider endgültig die Worte.
Abends ging es wieder zum Festival. Essen gab es zuvor ausnahmsweise nicht in den Frodhani Gardens, wo man von lokale Küche zu günstigsten Preisen bekommt, sondern in jenes äthiopische Restaurant, das über eine ausgezeichnete Küche verfügte.
Die Musik war wieder super, wenn auch am Ausklingen. Aber ich will noch ein wenig auf das Publikum eingehen. Es war eine Mischung aus Lokals und sehr vielen Weißen. Und unter diesen Weißen waren nicht wenige Deutsche. Zum Teil haben wir auch andere Volontäre getroffen, die ich Monate nicht gesehen hatte und die jetzt unbedingt mal besucht werden müssen! Besonderes Highlight war ein zufälliges Treffen von Stipendiaten der Stiftung Ökumenisches Lernen. In der Menge kam eine Ehemalige Stipendiatin auf uns zu, die in Marangu im Krankenhaus gearbeitet hatte und jetzt in den Semesterferien zu Besuch in Tansania ist.
Leider ist der Abend nicht so schön geendet, da eine unserer Gruppe wahrscheinlich K.O-Tropfen in ihr Getränk gemischt bekommen hatte und danach völlig außer Gefecht gesetzt war. Das war der Wermutstropfen des ansonsten oberhammergeilen und superschönen Festivals, das nach Möglichkeit noch einmal besucht werden muss.
Aber es ist nichts Weiteres passiert und nach einem weiteren Tag in Stone-Town und einem ausgiebigen Abendessen in den Fordhani Gardens ging es mit der Nachtfähre nach Dar und von da aus mit dem Bus nach Moshi.

Abends zu Hause, es ist schön das so nennen zu können, habe ich erfahren, dass ich jetzt eine Woche „Sturmfrei“ habe. Janet und Frederick reisen mit Gästen in den Süden Tansanias. Aber richtig alleine bin ich ja nicht, da das Personal da sein wird…
Am Sonntag kommt jetzt die nächste Gruppe zum Streichen. Geplant habe ich aber noch nicht so viel. Vieles haben wir aber auch schon und es muss nichts mehr gekauft werden.

Vielen Dank fürs Lesen. Ich werde mir mit dem nächsten Bericht nicht so viel Zeit lassen und dan wird der auch nicht mehr so lang. Viele Grüße aus Moshi.
Kwa heri!