Montag, 18. November 2013

Wochenende mit einer Menge tansanischer Kultur und Tradition



Hallo aus Moshi! Lange habe ich hier nichts mehr geschrieben und fast noch gar nichts steht hier über meine Wochenenden. Das folgt jetzt, zumindest für das was dieses Wochenende so alles passiert ist. 

Mein Wochenende begann nach einem langen, diskussionsfreudigen Arbeitstag im BCC. (Diskussion  war über BCC und wie es so weitergehen soll mit dem Programm, die amerikanischen Mitbegründer von MOSAIC waren für zwei Wochen zu Gast).  Das spielt aber für den Fortgang des Wochenendes keine weitere große Rolle. Am Freitagabend war ich von meinem Arbeitskollegen Johnson zu einem „Surprise“-Abendessen eingeladen. Woher kommt dieser Name? Ich habe ihn mir ausgedacht, aber diese Art von Essen ist fest in der tansanischen Kultur verankert. Zwei Wochen zuvor hatte Johnson mich eingeladen und gesagt ich solle noch Freunde mitbringen, er hätte etwas bekannt zu geben und dazu würde man in Tansania immer Freunde einladen. 

Also war ich mit Jessie, Denise und Justus, die hatte ich eingeladen, abends im Uhuru-Hotel. Genauer im „Green Barbecue“. Zuerst gab es ein vorzügliches Essen vom Grill und im Anschluss gab es dann die versprochene Ankündigung. Ganz in der Tradition der Chagga (einem hier im Norden beheimateten Stamm, der hier auch noch seine eigene Sprache hat). So ganz dann doch nicht, denn Johnson erklärte seinen Gästen die Traditionen, da viele nicht aus Tansania stammten (neben den von mir mitgebrachten waren noch Meghan und die beiden Amerikaner von MOSAIC da). Aber erstmal die Überraschung. Johnson wird heiraten. Gut, das war für mich nicht die Überraschung. Ich hatte es mir schon gedacht, da ich aus Gesprächen mit Frederick schon wusste, dass man zur Bekanntgabe seiner Hochzeit viele einlädt. Nein, die Überraschung war die Braut. Meine Arbeitskollegin Naomi, die auch im BCC-Office arbeitet, wird im Januar Johnson heiraten. Eine große Überraschung für mich, denn davon hatte ich in den zwei Monaten, die ich jetzt hier arbeite, überhaupt nichts mitbekommen.
Dann Teil zwei und der Hauptgrund für die Einladung: Zu einer Hochzeit werden hier so ca. 300 Gäste eingeladen. Das ist ziemlich teuer. Also wird im Voraus Geld für die Hochzeit gesammelt. Wir bekamen jeder einen Zettel mit der Kalkulation der Kosten gereicht und jeder durfte sich ein Gebiet aussuchen, bei dem er sich beteiligen möchte. Meins wird die Musik und der Moderator (MC genannt) sein.

Überrascht ging es dann abends noch in einen Club hier in Moshi, allerdings nur mit den Freiwilligen. Der einzige Teil des Wochenendes, der nicht so ganz tansanisch war, da dieser Club auch von vielen anderen „Weißen“ besucht wird.

Am nächsten Morgen ging es dann früh um sechs zurück nach Hause. Da die Dallas hier morgens aber erst dann fahren, wenn sie voll sind, hat das dann bis acht gedauert und ich war zu spät zu Hause um mit Frederick zur Agape (einer Secondary School, ein Gymnasium) zu fahren. Glücklicherweise hatte eine Cousine von Janet einen Kuchen für ihren Sohn bestellt. Wofür? Hier geht das Schuljahr langsam zu Ende und eine Graduation, die Zeugnisvergabe für den Abschlussjahrgang stand an. Bei der Cousine konnte ich dann auch mitfahren und konnte die Graduation ihres Sohnes miterleben. 

In der „Agape Lutheran Seminary School“, wie die Schule mit vollem Namen heißt, angekommen, gab es erstmal eine Art Tag der offenen Tür. Es ging durch verschiedene Fachräume, in denen uns Schüler ihre Projekte vorstellten. Sezierte Frösche, Galvanische Zellen, Herstellung von Seife… Versuche, die ich aus meiner Schulzeit noch kenne (Man klingt das komisch, sezierte Frösche kenne ich aber nicht). Anschließend ging es in die Festlich geschmückte Dining Hall. Überall hingen Wimpel in den Farben der tansanischen Flagge und ziemlich Zentral in der Mitte war ein Pavillon aufgebaut, in dem später die Prominenz (Schuldirektorin, Assistent Bischof, lokaler Politiker, evtl. ein Elternvertreter) Platz nahm.
Die Graduation begann mit dem Einzug der „Graduierten“ begleitet vom schuleigenen Posaunenchor. Als dann alle ihre Plätze erreicht hatten wurde von alle Schülern die Schulhymne mehrstimmig (!!!) gesungen. Anschließend folgte eine kurze Begrüßung und Vorstellung der Prominenz. Danach gab es einen kurzen Gottesdienst und im Anschluss daran folgten verschiedene Darbietungen der Graduierten. Es gab einen jahrgangseigenen Posaunenchor, eine Theatergruppe, einen „normalen“ und natürlich Reden, von Schülern, Elternvertretern, Schulleitung… eigentlich wie in Deutschland, aber doch ganz anders, da alles viel länger dauerte. Glücklicherweise hat mir eine Cousine von Janet ein bisschen übersetzt. Dann haben die Eltern der Graduierten noch eine Spende für eine neue Halle für Sport oder so gemacht. Totales Chaos und danach gab es dann endlich die Zeugnisse. Insgesamt vier Stunden… durch nicht gerade viel Schlaf anstrengend.
Im Anschluss gab es dann ein großes Essen. Für das man allerdings lange anstehen musste.
Übrigens, hatte ich schon erwähnt, dass die Schule ein Internat ist? Also das Verhältnis der Schüler untereinander ist sehr familiär und freundschaftlich. Und es war für viele dann auch der letzte Tag in der Schule.

Dann wurde der Kuchen geholt und eigentlich jeder bekam ein kleines Stück in den Mund gesteckt, auch eine Tradition in Tansania. Der der den Kuchen bekommen hat, muss füttern, in diesem Fall der graduierte Sohn. Alles war sehr familiär, hatte ich nicht so erwartet. Aber eine sehr schöne Feier.
Sehr schön war übrigens, dass ich meine zweite Gastschwester Ruth noch kennenlernen konnte, da sie ebenfalls in der Agape ist. Sie hat jetzt noch zwei Wochen Schule und dann ist hier das Schuljahr um.

Blöderweise hatte ich morgens in der Hektik meine Kamera vergessen, aber ich habe mit einem der zahlreichen Fotografen gesprochen, er wird mir ein paar Fotos schicken…

Sonntag bin ich dann morgens mit Clara, meiner anderen Gastschwester in die Kirche in Maili Sita gegangen. Dreistündiger Gottesdienst, aber das ist inzwischen in Ordnung und damit hatte ich gerechnet. Danach ging es nach Hause ein bisschen entspannen und schlaf nachholen und Ziegenfleisch essen. Nahezu jedes Wochenende bringt Frederick von irgendeiner Veranstaltung noch einen Rest mit.

Heute, am Montag, bin ich wieder im Büro und heute ist gar nichts zu tun… und der letztes Mal beschriebene Herbst dauerte genau zwei Tage. Seit dem sind es wieder über 30°C jeden Tag
Viele Grüße aus Tansania
Kwa heri

Mittwoch, 6. November 2013

Ein Hauch von Herbst!?



Wer hätte das gedacht, dass man den Herbst vermissen könnte? Ich von mir jedenfalls nicht. Ich dachte, dass ich auf das schmuddelige Wetter gerne verzichten könnte. Einen goldenen Oktober hatte ich aber nicht, dafür aber einen sehr heißen. Langsam fehlt mir so ein bisschen der Wetterwechsel… Die Straßen und alles, was nicht regelmäßig gegossen wird, sind trocken und deshalb ist es sehr, sehr staubig. Frisch geputzte Schuhe sind nach zwei Schritten dreckig wie zuvor. Und auch die Gebäude haben sich aufgeheizt, sodass die Arbeit im Office auch nicht immer ein Vergnügen ist.

Aber jetzt oder zumindest heute kann ich sagen: Es gibt einen Hauch von Herbst!!
Ich laufe mit einer Erkältung (ich hab keine Ahnung, wie ich mich bei diesem Wetter erkälten konnte) durch Moshi. Das alleine ist zwar noch kein Zeichen für einen Herbst, aber es erinnert mich doch sehr daran. Was mich zu meiner obigen Aussage bringt, ist der Regen. Seit gestern Nacht gibt es immer wieder mehroderweniger lange Regenschauer, die sich mit kleinen Nieselpausen abwechseln… Und es ist bedeutend kälter geworden. Nicht unangenehm, aber im Vergleich zu den 36°C vorher ist es sehr kühl. Auf meinem Heimweg, der jetzt nicht mehr über staubige sondern über matschige Wege geht, hat mir eine Nachbarin erzählt, dass es ihr zu kalt sei. Für mich sind es gerade optimale Temperaturen. Das Wetter bleibt jetzt wohl erstmal ein bisschen so… ein kleines bisschen Herbst!! Oder besser gesagt, ein kleines bisschen Frühling. Hier fallen ja keine Blätter von den Bäumen und in ein oder zwei Wochen ist hier alles Grün und blüht wieder (so hat man es mir gesagt).

Seit zwei Wochen arbeite ich jetzt zweimal die Woche in einem unserer Tageszentren mit. Insgesammt werden in Pasua, das ist der Name der Gemeinde und auch des Zentrums, neun Kinder betreut. Wobei ein Teil der Kinder (mindestens zwei) schon älter als ich sind. Ich werde von meinen Kollegen ein kleines bisschen zum Caregiver (Pfleger und Betreuer) ausgebildet.

Ich muss unsere Kinder, die teilweise nicht selber essen können, füttern, sie ein kleines bisschen unterrichten (es dauert sehr lange und jedes Kind braucht eine Individualbetreuung) und Dehnübungen mit ihnen machen, um versteifte Köperteile zu bewegen. Dann trainiere ich noch mit einem Mädchen das Laufen (sie ist dabei sehr vorsichtig) und helfe den Mamas (Frauen) dabei die Kinder die Im Rollstuhl sitzen aus selbigem hinaus zu heben oder hinein zu setzten. Diese Kinder liegen dann meist auf Matratzen oder werden, um ihnen stehen bei zu bringen (zumindest glaube ich das) an einem Holzgestell festgebunden. 

Teilweise vergesse ich, wenn ich mit den Kinder spiele sogar, dass diese Behinderungen haben. Wie die Behinderung aussieht, oder wie man sie nennt, kann ich bei den Kindern nicht sagen und ich weiß es auch nicht.
Daher war ich ziemlich überrascht und auch überfordert und hilflos, als an meinem zweiten Tag eines der Mädchen plötzlich einen epileptischen Anfall hatte und vor meinen Füßen einfach nach vorne umgekippt ist. Ich wusste, dass einige Kinder Epileptiker sind, aber hatte das völlig verdrängt. Glücklicher Weise kamen mir zwei Mamas, die im Zentrum Perlenschmuck herstellen, der in unserem Shop verkauft wird, zu Hilfe. Später hat mir dann die Chefin des Zentrums auf Swahili und mit Zeichensprache erklärt, was ich in so einem Fall machen muss. Zur Kontrolle aber danach nochmal auf Englisch.
Im Tageszentrum muss ich jetzt mehr Swahili sprechen und mir wird auch dort viel Neues beigebracht. Begrüßungen und kleine Gespräche sind jetzt schon möglich. Aber vor allem im Office spreche ich “leider“ viel Englisch.
Das war es erstmal wieder von hier… viele Grüße ins herbstliche Deutschland!
Kwa heri!