Mittwoch, 7. Mai 2014

„Mich gibt’s hier jetzt auch!“


Moshi erlebt eine technische Revolution! Die Smartphones kommen. Oder besser gesagt, mittlerweile sind sie schon fast allgegenwärtig.

Auf dem Weg zu einem OpenAir-Konzert in Moshi sitze ich im Daladala es ist voll und mir gegenüber sitzen zwei junge Frauen, beide scheinbar auch auf dem Weg zum Feiern. Beide mit einem Smartphone in der Hand. Eines der Handys ist so groß wie ein Taschenbuch und ich frage mich wie es wohl aussieht, wenn damit telefoniert werden soll. Beide mit Kopfhörern in den Ohren, fast schon wie im Bus in Deutschland. Inzwischen sind Smartphones fast schon normal. 

Als ich im September angekommen bin, sah das noch ganz anders aus. Das Handy an sich ist schon damals sehr wichtig gewesen. Es ersetzt das nicht vorhandene Festnetz. Wird zum Banking benutzt und fungiert dabei ähnlich wie eine EC-Karte. Das Ganze funktioniert über ein System, dass sich mPesa (mobiles Geld) nennt. Internet wird nicht gebraucht und auch in ländlichen Regionen kann es genutzt werden. In Tansania konkurrieren drei bis vier große Netzwerk-Anbieter um den Markt. Da die Preise um zwischen den verschiedenen Anbietern zu telefonieren sehr hoch sind, hat man in der Regel von jedem Anbieter eine SIM-Karte, und teilweise auch für jede SIM ein eigenes Handy. Bei den Handys handelte es sich um sehr einfache Handys, robust, teilweise noch mit schwarz/weiß Display und natürlich mit Tasten, teilweise aber auch schon internetfähig.

Mein Umgang mit meinem Smartphone am Anfang: allenfalls Kommunikation über WhatsApp nach Deutschland. In Moshi habe ich versucht es nicht groß in der Öffentlichkeit zu nutzen, einerseits aus Sicherheitsgründen, andererseits möchte ich nicht das Bild des reichen Weißen zementieren. Aber mit der Zeit habe ich immer mehr mit meinem Smartphone gemacht. Es fungiert bei mir als WLAN-Hotspot, im Daladala lese manchmal Spiegel, es ist meine Kamera und Notizbuch.
Das sich die Nutzung meines Handys so stark verändert hat, liegt daran, dass Smartphones alltäglich geworden sind. Nach Weihnachten kam die im Office die erste große Welle an und jetzt nimmt die Anzahl der Smartphone-Nutzer beinahe täglich zu. Besonders die kostenlose Kommunikationsmöglichkeit über WhatsApp begeistert viele, was aber auch zur Folge hat, dass vor allem sinnlose Videos und Bilder verschickt werden.

Zwischen Januar und Ostern wurde ich immer öfter gefragt, wie viel mein Handy denn in Deutschland gekostet hätte. Als ich den Preis genannt hatte, wurde ich mit großen Augen angeguckt. Billig ist ein Handy halt nicht. Hier scheinen die Smartphones ein wenig günstiger zu sein. Aber sie sind immer noch teuer. Trotzdem überzeugen dann der Trend und die kleinen Vorteile des Handys. Wöchentlich kann ich neue Smartphone-Nutzer ausmachen und der Trend geht schon zum Zweit-Smartphone (für die zweite SIM-Karte).
Das Handy ersetzt jetzt nicht nur das Festnetz, sondern auch den Computer. Aber einen bitteren Nebeneffekt hat das Ganze auch. Die Akkus der alten Handys haben deutlich länger gehalten als die der Neuen. Im Office kommt es immer wieder zum Kampf um die Plätze an der Steckdose und ein altes Zweithandy ist immer irgendwo griffbereit.

Kwa heri