Montag, 16. Dezember 2013

Sehen und gesehen werden



Dieses Wochenende stand für mich mal wieder ganz im Zeichen von tansanischer Tradition und Kultur. Anders als in Deutschland steht der Advent hier nicht für Besinnlichkeit, wie ich Freitag ja schon schrieb, dafür wird in Tansania im Dezember Konfirmiert was das Zeug hält, doch dazu später mehr.
Erstmal zum Samstag und zu meiner ersten tansanischen Hochzeit. Freitag war ich dem Bräutigam James, seines Zeichens unteranderem Fahrer meines Gastvaters in die Arme gelaufen. Er hat mich herzlich zu seiner Hochzeit am nächsten Tag eingeladen. Diese persönliche Einladung war mir relativ wichtig, da ich schon wusste, dass das ganze Büro eingeladen ist, ich es aber nicht so gerne mag überall nur mitgenommen zu werden (manchmal ist das aber auch nicht schlecht)
Also war Samstag und ich habe mich ein bisschen ausgeruht und gelesen. Laut meinen Arbeitskollegen war ich für ca. fünf Uhr im Uhuru-Hotel eingeladen. Also habe ich mich gegen ca. vier Uhr in Schale geworfen (Hemd und Anzug) und bin dann zu Fuß los zur Straße. Die Schuhe hatte ich nur oberflächlich geputzt, anlässlich der staubigen Sandstraße. Auf dem Weg begann das „gesehen werden“. Ich gehe die Strecke ja täglich, aber normalerweise trage ich Jeans und T-Shirt, manchmal ein Hemd, aber eigentlich nie einen Anzug. Für die Tansanier, war das neu an mir und ich wurde mit großen Augen angesehen. Dazu muss gesagt werden, dass es hier gerne gesehen wird, sich fein zu kleiden. So habe ich die in meiner ersten Woche getragenen Wanderstiefel schnell gegen bequemere Sportschuhe getauscht, aber seit geraumer Zeit trage ich jetzt zur Arbeit und anderen offiziellen Terminen meine feinen, schwarzen (Konzert)Schuhe ich fühle mich dadurch nicht mehr ganz so fremd hier. Aber genug zur Kleidung, eine Hochzeit stand an.
Ich war also gegen fünf in besagtem Hotel angekommen und wartete etwas verloren vor der Tür des Festsaals. Mir bekannte Gesichter so ich erstmal sah ich kurz darauf. Eine Gruppe junger Männer, teilweise auch irgendwo im Office arbeitend, die alle schwarzen Anzug, weißes Hemd  und eine türkisblaue Krawatte trugen. Wie sich später herausstellte allesmt Mitglieder des Organisationsteams, hier Komitee genannt. Viele „normale“ Gäste waren noch nicht da. Das Brautpaar war auf dem Erg von der Kirche zum Hotel, fuhr noch im Autokorso durch Moshi.
Also hatte ich noch ein bisschen Zeit und konnte schon mal einen Blick in den weiß und festlich geschmückten Festsaal werfen (siehe Foto).


Wurde der Geräuschpegel lauter. Bei Hochzeiten und der Gleichen fährt immer ein Autokorso durch Moshi. Der erste Wagen ist meistens ein Pickup und auf der Ladefläche spielt eine kleine Brass-Band (Trompeten, Posaunen, Pauken...) schöne muss es nicht sein, die Hauptsache: es ist laut. Aber der erste Wagentross gehörte zu einer anderen Hochzeit und fuhr am Hotel vorbei. Kurz darauf kam dann die Richtige Kolonne. Auto Nummer zwei war eine silberne Mercedes-Limousine, in der das Brautpaar saß. Es folgten weitere Wagen in denen die Trauzeugen, Kirchenprominenz und weitere Hochzeitsgäste saßen. Alle außer dem Brautpaar stiegen aus und die Frauen begannen zur Blaskapellenmusik um die Limousine herumzutanzen.
Dann gingen wir Gäste in den Festsaal und nahmen Platz. Ich saß neben dem Pastor aus TPC, ein netter freundlicher Zeitgenosse, den ich schon mehrmals getroffen habe und daher auch ganz gut kenne. Die anderen Gäste waren größtenteils andere Kollegen (Braut und Bräutigam arbeiten hier im Lutheran Center) und Freunde. Dann zog die erste große Gruppe tanzend ei, die Familie des Bräutigams und dann die zweite Gruppe die Familie der Braut, alles geschah tanzend zur Musik aus den viel zu lauten Lautsprechern. Aber zur Musik werde ich nochmal kommen. Dann zog tanzend das Komitee ein. Alles wurde angekündigt von einem MC (Moderator), der durch das Abendprogramm führte. Dann kam der Auftritt vom James (Jamesi gerufen, da hier fast an alles irgendwie ein i angehängt wird) er ging ebenfalls tanzend zusammen mit seinem best(i) man, seinem Trauzeugen, beide in schicke graue Anzüge gekleidet den Gang entlang zur Bühne. Danach zog die Braut, in einem weißen Kleid ebenfalls tanzend in den Festsaal ein, neben ihr ihre Trauzeugin. Vorne stellte sie sich dann neben ihren Bräutigam.
Nach einem Gebet (vermählt waren beide ja schon) wurde der Champagner gebracht. Ich war ehrlich gesagt sehr überrascht, denn eigentlich wird auf kirchlichen Veranstaltungen kein Alkohol ausgeschenkt vor allem nicht wenn der Bischof und die hohe Kirchenprominenz anwesend ist. Als diese dann auch höflich ablehnten und sich keinen Sekt ins Glas gießen ließen, dachte ich es gäbe wirklich Alkohol, obwohl wir in einem Hotel feierten, dass sowieso keinen Alkohol ausschenkte. Aber dann musste ich feststellen, dass es sich ausnahmslos um sprudelnden Traubensaft handelte.
Dann wurde ein Tost ausgesprochen und es ging im Mittelgang tanzend nach vorne um mit fast jedem Gast anzustoßen. Dabei war ich aber bald die Attraktion für die Kinder, die sich einen Spaß daraus machten mit dem Mzungu möglichst oft anzustoßen, um sich dann jedes Mal kichernd umzudrehen. Ich hab das erst gegen Ende gemerkt, denn ich musste mich anstrengen den Tanz nach vorne mitzutanzen. Danach kam die Kuchenzeremonie, bei der sich das Brautpaar gegenseitig mit Kuchen füttert und anschließend Eltern und Verwandte gefüttert werden. Danach gab es eine weitere Zeremonie, die in Ablauf und Handlung der Kuchenzeremonie glich. In die Halle wurde ein „African Cake“ gefahren. Dabei handelt es sich um eine ganze Ziege, über offenem Feuer gebraten.
Dann wurden die Gäste ganz grob von Braut und Bräutigam vorgestellt, wobei die Braut in der Aufregung vergaß ihren Ehemann und ihre Trauzeugin vorzustellen. Dann gab es noch zwei kurze Reden von den Eltern des Brautpaares und danach gab es Essen (Reis, Pilau – Reis mit Fleisch, Chapati – Teigfladen - ähnlich Pfannkuchen, Hähnchen, ndizi – Kochbananen mit Fleisch, Ziegenfleisch, Chipsi – frittierte Kartoffel – ich bezeichne es mit Absicht nicht als Pommes, Spinat, Kuchen und Wassermelone und Gurken-Tomaten-Salat). Nach dem Essen war es Zeit für die Geschenke an das Brautpaar. Wieder tanzend ging es nach vorne und es wurden Glückwünsche überreicht und anschließend noch ein Foto gemacht. Dann ging es wieder zurück zum Sitzplatz.
Richtig große Geschenke wie ein ganzes Bett oder so gab es bei dieser Feier nicht. Dafür aber eine Matratze, einen Gasherd samt Gasflasche, einen Couchtisch. Später erfuhr ich noch, dass größere Geschenke schon vorher gemacht werden. Anschließend war die Hochzeitsfeier beendet.

Für mich ging es aber noch nicht nach Hause sondern mit deutschen Gästen der Shoos noch in ein Italienisches Restaurant zum Abschiedsessen. Nachts ging der Flieger zurück. Zuvor waren sie zusammen mit meinen Gastschwestern auf Sansibar gewesen und hatten dort Urlaub gemacht. Claru (Namenskombination aus Clara und Ruth) hatten sich dort eine Art Hanna-Tattoo machen lassen. Fredrick und Janet waren darüber aber nicht erfreut, so etwas ginge hier nicht, vor allem nicht als Kind eines Pastors, sie dürften so nicht zur Kirche gehen. Wobei ich wieder bei meiner Überschrift „sehen und gesehen werden“ angekommen wäre.

Das war nämlich das Programm des Sonntags. Morgens war geschäftiges Treiben in der Bude, Kuchen für verschiedenste Konfirmationen mussten verziert werden. Zum Konfirmationsgottesdienst schafften wir es daher nicht, schade, aber dafür mussten wir uns noch auf einer Konfirmationsfeier eines Freundes blicken lassen. Freund heißt in diesem Fall Freund der Eltern, dessen Sohn konfirmiert worden ist. Er hatte über 600 Gäste eingeladen und ich hatte das Gefühl, hier ging es nur darum gesehen zu werden. Wir waren natürlich viel zu spät, aber noch gerade rechtzeitig, damit Claru den Kuchen anschneiden konnten, den wir morgens noch verziert hatten.(Claru jeweils mit ihren Tattoos…) Ich wartete derweil zusammen mit Liz, meiner ältesten Gastschwester, als wir vom Gastgeber auf die Bühne gezogen wurden und uns da hinsetzen sollten. Gesehen werden… uns beiden war das sehr unangenehm, denn diese Plätze waren garantiert nicht für uns bestimmt gewesen. Sondern für die Eltern, die neben ihren Kindern gesessen hatten. Die Konfirmierten mussten dann auch ihre Gäste mit Kuchen und Ziege füttern. Liz und ich konnten uns glücklicherweise irgendwann von der Bühne stehlen und uns in einem kleinen Innenhof zu den prominenten Gästen setzten. Hier saßen die Alten und die besonderen. Ich hatte das Gefühl bei dieser Sache ging es ganz viel ums gesehen werden und es sollte demonstriert werden, dass der Gastgeber nicht wenig Geld besitzt. Ich finde es allerdings nicht so leicht verständlich und dieser Teil wird jetzt nicht mehr zu verstehen sein, aber es werden hier gerade mehrere hunderte Kinder am Sonntag konfirmiert, teilweise über achtzig pro Kirche für viele Pastoren stehen im Anschluss noch Hausbesuche bei den Familien an, wieso haben es aber trotzdem so viele auch aus Moshi ins entfernte Boma geschafft? Ich glaube die Antwort steckt in der Überschrift. Dieses Thema scheint hier sehr wichtig zu sein. Dies ist aber wieder nur eine Momentaufnahme.
Ach ja, ich wollte ja noch etwas zur Musik auf der Hochzeit schreiben. Musikalisch war die hochzeit das vorweihnachtlichste, was ich hier in Moshi bis jetzt erlebt habe. Jeder zweite Song war irgendeine Pop-Version eines Weihnachtsliedes, wahlweise in Swahili oder Englisch.
Jetzt folgen noch zwei weitere Fotos von der Hochzeit, Qualität bitte ich zu entschuldigen, Handykamera…
 
Kwa heri

Freitag, 13. Dezember 2013

Advent, Advent - die Sonne brennt!



Über die Vorweihnachtszeit in Tansania gibt es einiges zu berichten, obwohl es eigentlich nicht so viel zu berichten gibt. Der Alltag der Menschen in der Adventszeit unterscheidet sich nicht ein kleines bisschen vom Alltag im Rest des Jahres. Alles geht seinen gewohnten Gang. Ich habe nicht wirklich gemerkt, dass Weihnachten ansteht und war dann vom Dezember ein bisschen überrascht, die Zeit rennt und drei Monate sind schon um, unglaublich.
Was gibt es doch für eine schöne Adventszeit in Deutschland, wenn es kalt und besinnlich wird. Hier ist es alles andere als besinnlich und schon gar nicht kalt. In den letzten Tagen hat es zwar und auch glücklicherweise ein bisschen geregnet, aber selbst nach einem Platzregen, der mittags länger als eine Stunde dauerte, sind hier die sandigen Straßen schon nach zwei bis drei Stunden nicht mehr schlammig, sondern trocken. Wie man diesen Regen bezeichnen kann ist nicht so einfach. Gestern war ich leider nicht im Büro, als der Himmel aufbrach, sondern auf dem Weg dahin im Dalla. Vom Bus-Stand bis zu Office sind es nur 100 Meter und trotzdem war ich komplett nass. Übrigens würde ich diese Zeit jetzt als kleine Regenzeit bezeichnen, denn es regnete diese Woche jeden Tag ein bisschen und ausgetrocknete Flussbette führen jetzt wieder Wasser. Aber es ist unbeschreiblich heiß.

Besinnlich – ist hier fast gar nichts. Vor allem nicht die Arbeit im Moment. Im BCC-Office befinden wir uns im Vorweihnachts-Stress, wir müssen aber nichts kaufen, sondern allen Kram erledigen, der vor dem nächsten Jahr noch fertig sein muss. Das gestaltet sich aber nicht als sehr einfach. Alle haben ihre eigenen Aufgaben, die sie verständlicher Weise zuerst fertig machen wollen. Dabei müssen wir bis zum 31. aus dem Gebäude in Kiboroloni (KB) raus sein (ich berichtete). Dafür ist noch nichts geplant und es gibt noch keine richtige Alternative. Werder für die Kinder, noch für die Arbeitsgemeinschaft, noch für den Shop.
So ganz stimmt das nicht. Ein neues Gebäude ist zwar irgendwie schon gekauft, (durch die Kirche) aber wir haben weder die Schlüssel noch ist das Gebäude schon richtig verfügbar (es wohnen noch die alten Bewohner drin). Ich hoffe, dann sollen einige Sachen, zum Beispiel der Shop nicht in das neue Gebäude, da es noch weiter außerhalb liegt, aber eine alternative gibt es momentan nicht und übergangsweise mal drei Schränke in einem Büro aufzubewahren kommt hier nicht wirklich in Frage…
Man merkt vielleicht, ich bin nicht so zufrieden mit der Planungssituation hier, aber ich kann leider auch nicht wirklich viel machen. Ich habe versucht einen Umzugsplan zu erstellen, ist aber nicht so gut umsetzbar, wenn man nicht weiß, wo was hin soll.
Idee Weihnachtsgeschenk für unsere Kinder: In KB wurden außerdem noch über 200 Moskitonetze aufbewahrt, die für unsere Kinder bestimmt sind. Warum aus diesen nicht ein Weihnachtsgeschenk machen und die Moskitonetze mit Pastor, evtl. Stellvertretendem Bischof, uns Office-Mitarbeitern und dem Zentrumspersonal an die Kinder und deren Eltern verteilen. Der Idee wird sofort zugestimmt, aber die Umsetzung wird kläglich scheitern. So etwas braucht doch zumindest ein bisschen Vorlauf. Pastoren und das Personal müssen informiert werden, ein Tag an dem der Pastor Zeit hat muss gefunden werden und die Moskitonetze müssen sortiert und vorbereitet werden. Letzteres ist schon geschehen, aber den Rest kann ich leider nicht machen und die Verantwortliche im Zentrum war gestern und heute, als ich da war nicht da. Sie weiß noch nichts vom Glück der ihr anvertrauten Kinder und deren Eltern wissen auch noch nichts. Das Ganze sollte eigentlich mit Bild und schöner Story in unseren Newsletter, aber dafür sehe ich momentan schwarz. Mal gucken, was daraus noch wird. Ich werde informieren, vielleicht werde ich ja überrascht.

Zurück zu Weihnachten: Woran merkt man das es weihnachtet? Am meisten an der Musik. In Moshi gibt es überall irgendwelche Technikläden, die immer die Funktion ihrer Lautsprecher demonstrieren. Normalerweise spielen sie irgendeine tansanische Musik, jetzt läuft zumindest in den christlichen Läden aufgepoppte Weihnachtsmukke.  Teilweise auf Englisch, aber die meisten Lieder sind dann doch ins Kiswahili übersetzt.
Auch in der Morgenandacht werden jetzt Weihnachtslieder gesungen, wie in Deutschland in der Kirche auch (es sind sogar die Gleichen). Aber unsere kleine Kapelle ist der weihnachtlichste Raum hier in Moshi, den ich kenne. Es gibt nämlich einen Adventskranz, mit Kerzen und viel Lametta und Weihnachtskarten geschmückt, und es gibt eine Art Weihnachtsbaum.

Das ist alles aber nur eine Momentaufnahme. Die nächste Woche wird sehr spannend und auch stressig, wahrscheinlich sehr anstrengend, aber dann sind erstmal zwei Wochen Ferien. Was da alles so ansteht, steht noch nicht so ganz fest… mal gucken, was die Zeit so bringt. Wahrscheinlich eine Reise an die Küste…

Ich werde mich wahrscheinlich nächste Woche an dieser Stelle noch einmal melden, aber trotzdem wünsche ich allen eine frohe, schöne und besinnliche Adventszeit, nicht zu viel Einkaufsstress, den ich dieses Jahr einmal nicht so wirklich habe und schlussendlich ein schönes Weihnachtsfest.

Kwa heri

Montag, 2. Dezember 2013

Zwei unterschiedliche Wochen



Das Schöne ist: Auf eine schlechte und enttäuschende Woche folgt immer eine, die deutlich besser und spannender ist.

Was passiert ist? Eigentlich nichts und doch wieder eine ganze Menge. Im Office gab es für mich die ganze Woche nichts zu tun, da alle mit den Vorbereitungen für das Board (Bord) Meeting, der Vorstandssitzung von BCC, beschäftigt waren. Da alles auf Swahili geschrieben wurde, konnte ich nicht so viel helfen und habe viel hilflos herumgesessen. Am Dienstag und am Donnerstag war ich dann auch in Pasua in unserem Tageszentrum, aber da waren nur die drei selbstständigsten Kinder, die kaum Hilfe benötigen und sich am liebsten selbst beschäftigen. Also gab es auch da nicht so viel zu tun. Und dann kam am Mittwoch auch noch die Nachricht, dass wir das Gebäude in Kiboroloni, in dem sich ein Tageszentrum und der Souvenir- und Schneiderladen befindet, aufgrund einer stark steigenden Miete nicht mehr behalten können.
Das bedeutet, dass ich komplett für die Katz gearbeitet habe. Alles war umsonst. Kein schönes Gefühl muss ich sagen und das ganze wäre zu verhindern gewesen… Das Gute daran, jetzt gibt es wirklich etwas zu tun und meine Idee von einem besseren Standort ist aufgegriffen worden.
Außerdem hatte ich vier mal in der Woche Ugali...

Das Wochenende war dafür aber richtig schön. Und gleichzeitig der Beginn einer schöneren Woche. Ich war oben in Machame bei Justus, Plätzchenbacken, ein Weisenheim besichtigen, in dem eine Freundin arbeitet, abends gemeinsam Kochen. Ausschlafen und dann richtig schönes Frühstück mit Pfannkuchen und Rühreiern. Richtig schön, da ich ja bei mir zu Hause nicht so viel beim Kochen und Essen machen helfen kann. Sonntag ging es anschließend noch zum Hash, hab ich davon schon berichtet? Eine ziemlich absurde und eigentlich befremdliche Veranstaltung, die dennoch sehr schön ist. Eine große Schnitzeljagd an den Hängen des Kilis, durch Regenwald, über Bananenplantagen, über Stock und Stein, an der aber fast ausschließlich Weiße teilnehmen. Es gibt Runner, die vorauslaufen und den Weg suchen (markiert durch kleine Mehlhaufen), denen folgen dann die Walker, die spazieren gehen. Es macht riesigen Spaß und ist gleichzeitig doch befremdlich. Anschließend sitzen alle noch zusammen und man kann sich super über Erlebtes austauschen.

Montags im Büro habe ich dann versucht ein bisschen was über die Ergebnisse der Vorstandssitzung zu erfahren, mit mäßigem Erfolg. Aber diese Woche saß ich nicht so hilflos herum, da ich mich eine Predigt vorbereiten musste!! Wie es dazu kam ist gar nicht so schwierig zu beschreiben. Es gibt einen Monatsplan, in dem steht, wer an welchem Tag die Morgenandacht leiten wird. Einer der Pförtner, gleichzeitig einer meiner Swahili-Lehrer hat mich dann gefragt, ob ich nicht in seiner Liturgie die Predigt übernehmen könne. (für alle die es interessiert: das Thema war „Leben in der kommenden Welt/Leben“, mein Text 2. Brief des Paulus an Timotheus, 4, 1-8) Also habe ich mich hingesetzt und eine Predigt verfasst. Schwierig, aber da ich relativ viel Zeit hatte, dachte ich…
Denn wir haben den Shop noch aufgemacht und ich darf jetzt auch noch den Verkäufer spielen, zumindest für ca. drei Stunden am Tag und entgegen meiner Erwartungen haben wir sogar etwas verkauft.
Dienstagnachmittag habe ich dann im Office an der Predigt gesessen, war aber irgendwie nie zufrieden und mir rannte die Zeit davon, denn ich musste alles noch ins Englische übersetzen. Abends war ich noch nicht fertig, aber zu Hause war auch erstmal keine Zeit, denn es stand ein Umzug an. Die Hühner durften endlich ihr neues Heim beziehen. Blöderweise war der alte Stall schon abgerissen worden und alle Hühner saßen planlos im Hof. Hühnerfangen!!! Eine lustige, aber mit zunehmender Dunkelheit schwieriger werdende Aufgabe.
Beim Abendessen habe ich mich mit Frederick über die Morgenandacht des Tages unterhalten, komischer Weise hatte der Pastor über den gleichen Text gepredigt. Aber das mache nichts aus, sagte Frederick.
Mittwoch war dann mein großer Auftritt. Nach der Lesung wurde ich nach vorne gebeten und durfte meine kleine Predigt halten. Vor der gesamten Kirchenprominenz. Aber es ist gut gelaufen und anschließend habe ich nur positives von allen gehört. Ich glaube ich war der jüngste, der dort je eine Predigt gehalten hat. Aber es war nur der Anfang des Tages und anschließend ging es in den Shop.

Nach dem Mittagessen ging es dann mit Frederick nach Hause. Nachmittags sollte Besuch kommen und jede helfende Hand war gefragt. Zu Besuch kamen die vermögenden Mitglieder der Kirche, die für einen Kirchenneubau in Chemchem spendeten. Zu meinen Aufgaben zählten: Tische tragen, Gläser putzen, Tisch decken, Essen servieren, Getränke bereitstellen, Gäste empfangen, Abwaschen und Ziege durch die Gegend tragen (sie musste zum Warmhalten nochmal in den Ofen). Klingt jetzt so, als ob ich ausgenutzt werden würde, aber mir hat das sehr viel Spaß gemacht, da ich viel mit den anderen die uns geholfen haben sprechen konnte.
Das Fundraising verlief übrigens sehr erfolgreich und es sind über 50 Millionen Shilling, also ca 25.000 € zusammen gekommen. Ich finde diese Spendenbereitschaft hier spannend, für einen Kirchenneubau.

Das war es erstmal an dieser Stelle, ich muss jetzt auch mal weiterarbeiten…
Viele Grüße und Kwa heri