Donnerstag, 24. April 2014

"Osterspiel"


Nachdem ich Weihnachten nicht mit meiner Gastfamilie verbracht hatte, hatte ich mir vorgenommen das Osterfest in Tansania zu erleben und nicht zu verreisen, auch wenn ich von der Arbeit aus über Ostern fünf freie Tage hatte.
In den Büschen hängen kleine Ostereier, manchmal echte, angemalte, manchmal welche aus Plastik. In den Supermärkten stolpert man im Eingang über einen Haufen von Schokoosterhasen. So kennt man die Wochen vor Ostern in Deutschland.
In Moshi sieht man davon gar nichts. Das Leben geht seinen gewohnten Gang und jeder geht seiner Arbeit nach.
Mittwoch war der letzte Arbeitstag einer ereignisarmen Woche, da alle damit gerechnet hatten, dass wir ab Montag frei hätten. Dem war aber nicht so. Zu Hause wurde ich dann von Clara und Ruth überrascht, die aus der Schule über Ostern zurück waren. Das hat das Haus stark belebt. Es folgte ein entspannter Donnerstag. Einfach mal ausruhen. Mittags Mama Joffrey beim Chapatibacken helfen. Meine Aufgabe: Teig ausrollen, wobei jeder nicht exakt kreisrunde Teigfladen von meiner Lehrerin wieder in die Ausgangsform gebracht wurde und nochmal ausgerollt werden musste. Die Chapati schmecken super, aber es steckt doch sehr viel mehr Arbeit drin als in einfachen Pfannkuchen.

Die Osterfeierlichkeiten begannen dann am Abend. Um sieben Uhr war Gottesdienst in Moshi. Zu meinem Erstaunen war die Kirche nicht so stark besetzt wie ich es erwartet hatte. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass in der im Zentrum Moshis kaum jemand wohnt. Abends wird es in Rund um den Busbahnhof herum sehr schön ruhig. Kein „Gehupe“ der Busse, und Dallas, kaum Autos und Motorräder. Keine Werbewagen beladen mit Lautsprechern, die das nächste Event in Moshi ankündigen, keine sich streitenden Ticket- oder Snackverkäufer. Die Straßen sind leer, aus dem Chaos des Tages, ist ein ruhiges, friedliches Städtchen geworden.  
In dieser schönen, ruhigen Atmosphäre begann mit ein klein wenig Verspätung der Gottesdienst, dessen Höhepunkt das Abendmahl war. Aber daran, dass es zum Abendmahl Wein aus kleinen, metallenen Schnapsgläsern gibt, muss ich mich immer noch gewöhnen. Übrigens sitzen in der Kirche Männer und Frauen getrennt, wobei das nicht so streng ist, und nicht von jedem eingehalten wird. Es gehört dazu, aber man findet immer wieder auch Männer unter den Frauen und umgekehrt. Warum das so ist? Kann mir keiner sagen. Das hat sich so entwickelt. Für mich ist das ganz nett, denn ich lerne immer neue Persönlichkeiten kennen, die mir auch beim Finden der richtigen Stellen im Gesangbuch helfen. Diese Offenheit und Hilfsbereitschaft hier in Tansania ist unbeschreiblich schön.
Gegen zehn Uhr waren wir dann zu Hause und konnten uns an den von Claru vorbereiteten Tisch setzen. Die beiden sind zu Hause geblieben (worden), da sie noch nicht fertig waren und  unbedingt los musste, da es ja seine Arbeit ist.

Am Freitag war dann mein persönlicher Gottesdienstmarathon. Startschuss war gegen sieben Uhr morgens. Da Karfreitag ist, und es dazu gehört, dass man ordentlich gekleidet in die Kirche geht, hatte ich mich in Schale geworden (Anzug mit weißem Hemd). In der Kirche trugen die meisten Männer aber nur ein Hemd, die Frauen hingegen hatten sich mit ihren sehr schönen, bunten Kleidern gekleidet. Die Kirche war aber immer noch nicht so voll wie gedacht. Nach dem Gottesdienst ging es für drei bzw. vier Stunden nach Hause, denn um zwei Uhr stand der nächste Gottesdienst an.
Zu Hause wurde der durchs frühe Aufstehen fehlende Schlaf nachgeholt und ich habe es nicht bereut, denn der zweite Gottesdienst sollte anstrengend werden.

Gegen zwei Uhr bin ich dann wieder in die Stadt gefahren, alleine. Wobei Janet meinte, sie komme nach. Aber sie musste aber noch Essen für 90 Leute vorbereiten, die bei ihr bestellt hatten.
Ich sitze also im Gottesdienst wieder in Sonntagskleidung, dieses Mal war die Kirche voll, und stelle nach ein paar Minuten fest, dass der zweite Gottesdienst dem ersten in den Texten, Psalmen und Liedern gleicht. Und zwar exakt. Ich hab mich in der Situation ziemlich geärgert und dachte zu wissen, wieso auch Claru zu Hause geblieben waren. Aber in diesem Gottesdienst mutierte die Kirch zu einem riesigen Theater! Die Bühne war die ganze Kirche, vornehmlich aber der Bereich vor dem Altar.
An der Stelle, an der sonst die Predigt kommt, kündigte der Pastor eine Jugendgruppe an, die ein Theaterstück aufführen wolle. Ich dachte, dass es ein kurzer Sketch ist oder so und danach die Predigt kommen würde, aber der Sketch wurde länger und länger. Am Anfang habe ich nichts verstanden. Vorne riefen mehrere Leute gleichzeitig irgendwas in Mikrofone. Es war laut. Und ich hatte keine Lust mehr. Hat dieses Drama denn irgendetwas mit dem Anlass gemeinsam? Wie lange soll das denn noch gehen? Kommt dann nach dem Theaterstück noch die halbstündige Predigt? Wovon handelt dieses Stück überhaupt?
Aus den Anfangsszenen wurde ich jedenfalls nicht schlau. Erst nach einer Stunde (!) wurde mir bewusst was um welches Drama es sich handelt
Gespielt wurden „Die letzten Tage von Jesus“. Angefangen mit seinem Einzug nach Jerusalem bis hin zur Kreuzigung. Grundlage des Stückes: Die Bibel. Ca. 60 mitwirkende, junge Schauspieler, die das Stück und seine Dialoge selbst geschrieben hatten. Die Jugendgruppe der Kirche, wie ich später herausfand. Alle waren mit Herzblut dabei. Leider wurden manche Szenen unnötig in die Länge gezogen, gleichzeitig kam der Humor auch auf seine Kosten und die Tansanier bekamen sich teilweise nicht mehr ein. Vor allem die Soldaten hatten einen schweren Stand. Mit ihren „Vollbärten“ aus gelocktem Kunsthaar, das man sonst auf dem Kopf der tansanischen Frauen findet, und ihren roten Kopftüchern, wirkten sie wenig seriös und mussten jedem Befehl Folge leisten. Als dann Judas die Soldaten durch den Mittelgang der Kirche zu Jesus führte, mussten sich die Soldaten alle drei Meter auf seinen Befehl hin zu Boden werfen, um sich zu verstecken. Das war schon sehr lustig, vor allem da der Offizier immer der Letzte war und dem Vorletzten noch einen Klapps mit seinem Speer gab.
Einfache Komik, aber sehr lustig. Meinen Sitznachbarn hat es sehr gefallen. Gegen Ende wurde es vor allem Laut. Aufgebrachte Soldaten und eine Menschenmenge schrie durchgehend „Kreuzige Ihn“, während gleichzeitig gesprochen wurde und das klagende, sehr laute und schrille Geheule Marias aus den Übersteuerten Lautsprechern zu hören war. Das war schon ein bisschen strange. Mir sehr befremdlich, da es ehr wie die Filmmusik eines Horrorfilms klang.
Und jetzt mit einigen Tagen Abstand kann ich sagen, dass dieses Theaterstück der Höhepunkt meines Ostern war. Als das Theaterstück dann nach zweieinhalb Stunden zu Ende war, ging der Gottesdienst weiter, aber nur noch mit Kollekte, Gebet und Segen und zum Glück ohne Predigt, die hääte ich dann nämlich verschlafen. Insgesamt habe ich ca. 6 Stunden in der Kirche verbracht, wenn nicht sogar etwas länger.

Gegen sechs Uhr bin ich dann zu Janet in den Uhuru-Park hinter der Kirche gegangen, wo die Gäste nach der Kirche erwartet wurden. Ich in Anzug wartete also hundemüde und bekam dann kurzerhand noch einen Job als Flaschenöffner. Dann kamen die Gäste. Und es war die Jugendgruppe der Kirche, die das Theaterstück aufgeführt hatte. Jeder bekam seine Soda und seinen Teller mit Essen. Es war sehr schön. Anschließend habe ich noch beim Aufräumen geholfen und dann mit Janet und Mama Ulomi auf Debbie gewartet, die von einer Feldstudie über Albinos aus Daressalam zurückkam. Dann ging es gegen neun endlich nach Hause. Stolz habe ich da von dem Theaterstück berichtet, denn ich dachte ich hätte in einer Premiere gesessen. Aber lachend wurde mir erklärt, dass das Stück jedes Jahr am Karfreitag aufgeführt werde, wie das Krippenspiel in Deutschland. Ein „Osterspiel“ so zu sagen. Aber Fredrick stimmte mir z: Dieses Jahr war es etwas zu lang geraten.

Am Sonntag gab es auch zwei Gottesdienste, aber wir sind nur zu einem Gegangen und glücklicherweise zum späteren um zehn. Mit knapp drei Stunden ein sehr moderater. Nach dem Gottesdienst und unzähligen „Yesu amefufuka! Amefufuka queli, queli! Haleluja!“ Rufen (Jesus ist auferstanden, er ist wirklich auferstanden) ging es zu einem Essen in eine der Gemeinden Moshis, Njoro genannt. An diesen ganzen Veranstaltungen mit dem Bischof kann, darf bzw. muss ich immer teilnehmen. Sie sind nicht so spannend und gleichen sich leider sehr. Aber das gehört dazu. Nach einer Vorstellung aller Anwesenden und kleineren Reden gab es Mittagessen. Aber kein besonderes Osteressen wie ich es von zu Hause kenne. Aber es gab das, was hier in Tansania als besonders gilt. Also ein Buffet mit Reis, Pilau, Kochbanaen, Ziegenfleisch, Fleichsoßen, labbrigen Pommes, einem Gurken-Tomaten-Salat, ein wenig Gemüse. Für mich ist dieses Essen aber irgendwie nicht mehr so besonders, denn auch jeder Feier auf die ich gehe oder zu der ich mitgenommen werde, gibt es das gleiche. Nach dem Essen gab es noch weitere kurze Reden und alle Männer mussten kurz „stellvertretend für alle Männer“ aufstehen, da sie im nicht so regelmäßig zur Kirche gehen, wie die Frauen. Damit war der Ostersonntag offiziell vorbei. Und es ging nach Hause. Wo noch ein nettes Abendessen mit Pizza anstand.
Ostermontag habe ich meinen Vorsatz gebrochen tansanisch Ostern zu feiern und bin nicht in die Kirche gegangen. Alle anderen aber auch nicht.

Samstag und Montag standen noch zwei Send Off Partys an. Beschreiben muss ich aber nur eine, da auch diese Feiern immer gleich ablaufen. Alles hat seinen exakt vorgegebenen Gang. Unterschieden haben sich beide Feiern nur in der Anzahl der Gäste und in dem offensichtlichen Preisunterschied. Eine fand in einem schicken Saal statt, es gab Kellner, die Getränke vorbeibrachten und mehr als genug zu Essen. Dafür waren aber einige Tische unbesetzt geblieben. Die andere war eher das komplette Gegenteil. Sie fand in einem Kirchenrohbau statt, es gab für jeden nur eine Soda, Keller waren Verwandte oder Freunde der Eltern, das Essen wurde am Ende knapp. Aber es war übervoll. Einige mussten draußen sitzen.
Ablauf. Kleine Andacht, Braut stellt alle anwesenden in groben Zügen vor, ein Kuchen wird von Braut an eigene und Familie des Bräutigams gegeben. Selbiges passiert mit der Ziege. Anschließend großes Essen (siehe oben) Im Anschluss werden Geschenke an Braut gemacht. Optional kann die Braut vor dem Essen ihren Bräutigam noch vorstellen, muss sie aber nicht. Es ist ihre Feier, die aber von den Eltern organisiert wird und die auch die Gäste einladen.
Ich finde diese Feiern nett, aber auch ein klein wenig langweilig.

Das war mein Ostern in Tansania, ohne Ostereier, irgendwie ein wenig fremd, aber doch eigentlich sehr schön.
Montagmorgen bin ich dann übrigens um sechs aufgestanden und habe für alle Angestellten, meine Gastschwestern und eine Cousine von Janet Eier gekocht und gefärbt. Dabei wurde ich ein wenig komisch angeguckt. Mit Essen spielt man halt nicht, aber geschmeckt hat es wohl doch allen. Ruth und Clara sind dann in die Schule zurück, Janet ist mit Debbie für eine Hochzeit auf Sansibar und Fredrick ist auf Dienstreise in Rukwa, dem Missionsgebiet der Diözese. Aber schon heute kommt Janet wieder zurück.
Ich hoffe ihr hattet ein schönes Osterfest oder auch einfach ein schönes Wochenende.
Kwa heri!

Freitag, 18. April 2014

Stadion, Stehplatz, Fußball!

Dienstag, 15:45 Uhr, Bewegungsfreiheit gleich null, es riecht leicht nach Schweiß. Ich stehe in einer Schlange. Von hinten wird gedrückt, vorne geht es nicht so gut voran, da versucht wird sich von der Seite in die Schlange zu drängeln. Die Folge, einmal Rundumkörperkontakt.
Dann bin ich an der Reihe, stehe an einem kleinen Fenster, einem Loch in der Mauer. des Stadions und kann mir mein Ticket kaufen. Das ist nicht ganz so leicht, denn zwischen mir und dem Fenster befindet sich ein ca. eine Meter langes Schlammloch. Über dem Matsch hängend reiche ich als einfach 7000 Schilling durch die Öffnung und bekomme dann mein Ticket. 16 Uhr. Jetzt schnell ins Stadion.
Um einen Sitzplatz zu bekommen, bin ich viel zu spät. Aber für einen sehr guten Stehplatz hat es gereicht.
Ich befinde mich auf der Haupttribüne, und habe einen Superblick auf das Fußballfeld unter mir. Die Tribüne ist vollbesetzt. Mit meinen Knien drücke ich den Mann, der vor mir sitzt, in den Rücken, von hinten wir gedrückt. Jeder möchte natürlich etwas sehen, denn „Yanga“ spielt gegen „Panone“, David gegen Goliath, Bayern München gegen Waggum (Naja, fast).
„Yanga“ steht für „Young Africans“ und ist eines der beiden großen Teams der letzten Jahre in der tansanischen Liga. Die Mannschaft kommt aus Dar Es Salam. Bei „Panone“ handelt es sich um ein Team aus Moshi, das zugegeben doch etwas größer ist als Waggum und im Distrikt „Kilimanjaro“ die Meisterschaft im ersten Jahr nach der Gründung gewonnen hat.
In Deutschland dürfen Vereine ja nicht nach „RedBull“ oder „Volkswagen“ heißen, obwohl diese Marken oder Konzerne mit viel Geld dahinter stehen und den Verein teilweise mitgegründet haben. Hier ist das nicht so. Die anderen großen Teams der Liga heißen zum Beispiel „Azam“ (stellt alles Mögliche an Lebensmitteln her) oder „Simba“ (Zement). „Panones“ Sponsor ist die Tankstellen-Kette „Panone“, die zwischen Moshi und Arusha viele Tankstellen betreibt.
Im Vergleich zu „Yanga“ ist „Panone“ aber ein Zwerg.
Auf der 400-Meterbahn des Stadions sitzen die Teams, „Yanga“ in Grün und „Panone“ in wieiß.
Um das Spielfeld herum stehen weitere Zuschauer. Polizisten sorgen dafür, dass niemand dem Spielfeld zu nahe kommt.
Dann betreten die 22 Spieler das Spielfeld mit den vier Schiedsrichtern das Spielfeld, Platzwahl und dann Anpfiff.
In der ersten Hälfte geht „Panone“ unter. 2:0 nach 20 Minuten. „Yanga“ gewann nahezu alle Zweikämpfe und kombinierte sehr sicher. „Panone“ konnte in der ersten Hälfte keinen richtigen Torschuss verzeichnen. Aber viel passierte nicht mehr. Halbzeitpfiff. Höhepunkt der Halbzeit: Der vierte Offizielle hält die elektrische Anzeigetafel bei einer Auswechslung verkehrtherum in die Höhe, sodass aus der Sechs eine Neun wurde.
In der Pause fiel mir auf, dass der Trainer von „Yanga“ ein Mzungu ist. Dieser tauschte zur Halbzeit fast sein komplettes Team aus. Quasi direkt nach dem Anstoß viel das 3:0. Aber „Panone“ gab dann gas, wurde besser und kam zu hochkarätigen Torchancen, scheiterte aber daran, dass immer noch ein besser positionierter Spieler gesucht wurde oder der Torwart super reagierte. Ein Tor lag in der Luft. Fiel aber nicht mehr.
Die Stimmung auf der Tribüne ist schwierig zu beschreiben. „Panone“ ist nicht so bekannt und viele Fans waren gekommen um „Yanga“ zu sehen. Seit 20 Jahren war es das erste Mal, dass eine Mannschaft wie „Yanga“ in Moshi gespielt hat. Aber viele Fans waren für beide Teams. Freuten sich über die Tore von „Yanga“ und flippten bei den vergebenen Chancen „Panones“ aus. Während der Druckphase „Panones“ wurde es sogar so laut, dass sich die Auswechselspieler „Yangas“ verwirrt umdrehten. Mein Höhepunkt des Spiels war aber das „Rettungsteam“.
Ein „Panoner“ hatte sich verletzt und die Mannschaftsärzte wurden gerufen. Gleichzeitig rannte dann auch das Sanitätsteam auf den Platz, mit Trage. Diese wurde von einem Tansanier und einer Mzungu mit einer blonden Mähne bis zum Hintern getragen. Die Haare flatterten ganz schön im Wind und durchs Publikum ging ein Raunen. Aber die Verletzung konnte auch ohne Sanitäter behandelt werden und der Spieler machte weiter.
Zwei Minuten vor dem Schlusspfiff gibt es Bewegung in den Baumkronen hinter der Stadionmauer. Das Seitentor wurde geöffnet und alle die, die das Spiel kostenlos aus den Bäumen beobachtet hatten kamen ins Stadion. Mit dem Schlusspfiff wurde dann der Platz gestürmt und jeder hat versucht ein Foto mit einem „Yanga“-Spieler zu bekommen. Die Spieler von „Panone“ standen eine wenig abseits, aber auch zu ihnen gingen einige. Nach einigem Zögern bin ich dann auch auf Spielfeld. Das zögern war nicht unbegründet, denn sofort wollte irgendein junger Mann ein Foto mit dem Mzungu. Das war aber zum Glück der Einzige.
Selfie mit Rama von Panone
Ich habe kurz mit einem Spieler von „Panone“ sprechen können und ihm zu tollen und unterhaltsamen zweiten Hälfte gratuliert, bevor er zu seinem „Mannschaftsbus“ musste. Wenn man die Mannschaftsbusse vergleicht, kann man auch die Größe der Vereine sehen. „Panone“ fuhr in einem kleinen Bus, der sonst eher zwischen Moshi und Arusha verkehrt und der Vorne ein Stoffbanner mit der Aufschrift „Panone“ trug. „Yanga“ fuhr in einem richtigen, vereinseigenem Reisebus, inklusive passender Farbe, Werbung für „Kilimajaro-Bier“ und „Yanga“-Logo.
 
Für mich ging es dann zurück in die Stadt und von da aus nach Hause. Das Spiel zu sehen, war super schön gewesen. Ein Super Erlebnis, und vielleicht gelingt „Panone“ ja irgendwann der Aufstieg in die erste Liga.
Wenn ich dann nochmal in Tansania bin, ist dann ein Stadionbesuch Pflicht.
Kwa heri

Mittwoch, 16. April 2014

Massai, Chapatis, Medikamente und Affen



Chapati-Pfannkuchen-Vereinbarung
Essen… Langsam hängt mir das Essen im Büro ein wenig zum Hals heraus. Jede Woche wiederholt sich der Speiseplan. Abwechslung Fehlanzeige. Das Essen ist nicht schlecht, aber es ist tansanisch und für größere Mengen gekocht. Teilweise gibt es abends zu Hause dann etwas Ähnliches nochmal. Vor allem Pilaw (Pilau, Gewürzreis mit Fleisch) hängt mir langsam zum Hals heraus, Reis mit Bohnen hingegen habe ich sehr lieb gewonnen.
Daher habe ich das Angebot Shaelis, Pflegerin in einem Center, ihr das Backen von Pfannkuchen (Eierkuchen) beizubringen, dankend angenommen. Zwei Volontärinnen die in ihrem Center für drei Monate gearbeitet hatten, machten an ihrem letzten Tag Pfannkuchen für Kinder, Pfleger und Eltern. Das ganze hatten sie noch mit Eis, Nutella und Bananen aufgepeppt, aber es kam super an. Eines der Kinder, eher schon ein junger Mann (älter als ich), der zu Hause eher kein Essen bekommt, weil die Zeit fehlt ihn zu füttern, aber auch im Zentrum nicht viel isst (seine Arme sind so dich wie zwei Finger), aß überraschender Weise drei Pfannkuchen, so die Berichte.
Pfannkuchenbäckerin Shaeli
Shaeli wollte es jetzt unbedingt lernen. Und Pfannkuchen sind ja nicht so schwierig, in Deutschland war es das jedenfalls nicht. Aber in Tansania bin schon mal dran gescheitert, da ich mit einer Gabel nicht so gut mixen konnte und dann im Dunkeln ohne Strom beim Braten etwas gescheitert bin.
Aber im Tageszentrum hat es gut, bzw. sehr gut geklappt. Auch dank tansanischer Technik.
Als es darum ging das Mehl einzurühren ist meine Gabeltechnik mal wieder gnadenlos gescheitert. Aber es Mixer gibt es auch in Moshi. Dieser besteht aus Holz und wird ganz ohne Elektrizität betrieben. Man reibt einfach möglichst schnell und kräftig einen Holzstiel zwischen den Händen. Dank Violett (Köchin und Pflegerin) waren dann die Mehlklumpen auch ganz schnell beseitigt.
Das Ausbacken des Teiges stellte keine Probleme mehr da. Und am Ende stand ich nutzlos neben Shaeli, die einen Pfannkuchen nach dem anderen auf den Teller beförderte. Mission erfüllt. Und mal wieder einen Pfannkuchen zu Essen war super.
Im Gegenzug bringt mir Shaeli jetzt bei, wie Chapati macht. Chapati sehen einem Pfannkuchen sehr ähnlich. Bestehen aber nur aus Mehl, Wasser, Öl und ein wenig Salz. Leider ist der erste Termin ins Wasser gefallen, da ich einer Gruppe von Medizinstudenten aus Moshi zu unseren Tageszentren führen musste.
 Zum aufwendigen machen des Chapati-Teigs kam ich zu spät, aber zum Essen war ich da. Ein Traum kann man nur sagen.

Medikamenten Kurier
In der Woche, in der ich hier im Projekt angekommen bin, fand die jährliche Vorsorgeuntersuchung von allen Kindern des Programms statt. Jetzt im April wurde die Medizin ausgegeben, da die Finanzierung der Medikamente nicht am Anfang geklärt wurde, sondern erst jetzt im März.
Ich habe mal wieder nicht so viel zu tun, weil hier bei Volontären gerade flaute herrscht, bin ich Meghan und Gertrud (G2 gerufen) zur Hand gegangen. Erst einmal ging es ans Dosieren, Eintüten und Beschriften. Ich saß also vor einem Berg Tabletten und dann kam von G2 der Name eines Kindes und moja mara tatu (1x3) oder tatu mara mbili (3x2), die Dosierungen. Meghan bereitete kleine Schilder vor, ich saß vor einem Berg von Tabletten und habe kleine Tüten abgepackt. In den nächsten Tagen sind wir dann zu den Zentren gefahren und haben die Medizin verteilt.
Aber hier und da wurde mal ein Kind vergessen oder eine Flasche Eisen blieb im Office liegen. Bei meinen eigenen Besuchen habe ich dann oft Medizin wieder mitgenommen, um sie zu verteilen.

Affen als Schädlinge
Ja, das gibt es. Abends, hinter dem Mount Meru geht langsam die Sonne unter, stehe ich zusammen mit Fredrick auf dem Feld, dass wir bestellt hatten. Im angrenzendem Miniwald Kreischen die Affen. Sehen kann man sie nicht. Zu unseren Füßen ist es grün, vor allem Unkraut, das am nächsten Tag unbedingt gejätet werden muss, aber dazwischen sprießen die Maispflanzen empor. Sie haben eine Höhe von zwanzig Zentimetern und sind damit deutlich hinter den Pflanzen zurück, die zu Hause vor der Tür wachsen. Das Feld besteht aus zwei Äckern. Aber auf dem zweiten sucht man vergeblich nach Mais. Dafür findet man in regelmäßigen Abständen kleine Löcher im Boden. Da war mal die Saat drin und die Affen haben sie systematisch ausgebuddelt. Schade. Und damit war die ganze Arbeit umsonst… Aber gegen Affen kann man nicht spritzen und Mais scheint bei denen ziemlich weit oben zu stehen auf dem Speiseplan. Aber sie essen ihn nur in der Nähe des Waldes um schnell fliehen zu können. Jetzt sitzen sie in den Bäumen, wenn man sie sehen könnte, würde man sie als niedlich beschreiben, aber ihr kreischen wirkt so als würden sie Fredrick und mich auslachen.

Massai - anderes als erwartet
Massai mögen nicht fotografiert werden, reagieren mitunter aggressiv, jedenfalls steht es so in fast jedem Reiseführer. Am Tag des letzten Berichts Ende März erlebte ich dann dies.
Mit Fredrick, James und Jerome ging es in die Nähe des Nymba ya Mungu (Haus Gottes, ist aber ein großer Stausee). Dort gab es ein Massai-Treffen, bei dem ein Massai aus Kenia (ein selbsternannter Prophet oder Prediger) predigte. Er hatte am Sonntag bei der 100 Jahrfeier einige Grußworte gesprochen.
Filmende Massai
Ich sitze also mal wieder auf einer steinharten Holzbank in mitten von Massai und darf dem Prediger lauschen. Verstehen tue ich rein gar nix, keine Chance, denn er spricht auf Kimassai. Also mache ich mich also daran die Leute um mich herum zu beobachten. Alle haben die typischen Massai-Tücher um den Körper geschwungen. Männer, Frauen, Jungen, Mädchen. Nur der Prediger steht im grünen Anzug vorne und gestikuliert und schreit beim Reden ein wenig. Die Massai lauschen gespannt. Gleichzeitig herrscht ein stetiges Kommen und Gehen. Auch unter den Massai hat die Technik Einzug gehalten. Fast jeder in den vorderen Reihen hält sein Handy in der Hand, aber erst nach ca. einer halben Stunde fällt mir auf, dass sie den Prediger bei seiner Rede (!) filmen. Das hat mein durch die Reiseführer gefestigtes Bild stark beeinträchtigt und nachhaltig erschüttert. Aber mich hat es gefreut und ich hab direkt ein Foto von den Filmenden gemacht, was ich mich sonst nicht getraut hätte.
Man sollte die „Tipps“ in Reiseführern nicht immer so ernst nehmen, sich aber an dem orientieren, was die anderen so machen.
Aber sonst war es ein sehr schöner Besuch in Massaini (Ort der Massai), der mir gezeigt hat, Massai sind anders, zumindest ein bisschen.

Beim Lesen dieses Blogs hat man die Zeitsprünge bemerkt. Die liegen an einem nicht mehr startenden Computer. Da im Office so mancher USB-Stick umherwandert und Viren-Programme (auch meins) nicht täglich aktualisiert werden, muss sich mein PC gedacht haben, lasse ich mich mal nicht mehr starten. Das nur als Erklärung. Jetzt läuft er wieder, Glück gehabt…
Vielen Dank fürs Lesen!
Pasaka njema! Frohe Ostern!
Kwa heri