Freitag, 18. April 2014

Stadion, Stehplatz, Fußball!

Dienstag, 15:45 Uhr, Bewegungsfreiheit gleich null, es riecht leicht nach Schweiß. Ich stehe in einer Schlange. Von hinten wird gedrückt, vorne geht es nicht so gut voran, da versucht wird sich von der Seite in die Schlange zu drängeln. Die Folge, einmal Rundumkörperkontakt.
Dann bin ich an der Reihe, stehe an einem kleinen Fenster, einem Loch in der Mauer. des Stadions und kann mir mein Ticket kaufen. Das ist nicht ganz so leicht, denn zwischen mir und dem Fenster befindet sich ein ca. eine Meter langes Schlammloch. Über dem Matsch hängend reiche ich als einfach 7000 Schilling durch die Öffnung und bekomme dann mein Ticket. 16 Uhr. Jetzt schnell ins Stadion.
Um einen Sitzplatz zu bekommen, bin ich viel zu spät. Aber für einen sehr guten Stehplatz hat es gereicht.
Ich befinde mich auf der Haupttribüne, und habe einen Superblick auf das Fußballfeld unter mir. Die Tribüne ist vollbesetzt. Mit meinen Knien drücke ich den Mann, der vor mir sitzt, in den Rücken, von hinten wir gedrückt. Jeder möchte natürlich etwas sehen, denn „Yanga“ spielt gegen „Panone“, David gegen Goliath, Bayern München gegen Waggum (Naja, fast).
„Yanga“ steht für „Young Africans“ und ist eines der beiden großen Teams der letzten Jahre in der tansanischen Liga. Die Mannschaft kommt aus Dar Es Salam. Bei „Panone“ handelt es sich um ein Team aus Moshi, das zugegeben doch etwas größer ist als Waggum und im Distrikt „Kilimanjaro“ die Meisterschaft im ersten Jahr nach der Gründung gewonnen hat.
In Deutschland dürfen Vereine ja nicht nach „RedBull“ oder „Volkswagen“ heißen, obwohl diese Marken oder Konzerne mit viel Geld dahinter stehen und den Verein teilweise mitgegründet haben. Hier ist das nicht so. Die anderen großen Teams der Liga heißen zum Beispiel „Azam“ (stellt alles Mögliche an Lebensmitteln her) oder „Simba“ (Zement). „Panones“ Sponsor ist die Tankstellen-Kette „Panone“, die zwischen Moshi und Arusha viele Tankstellen betreibt.
Im Vergleich zu „Yanga“ ist „Panone“ aber ein Zwerg.
Auf der 400-Meterbahn des Stadions sitzen die Teams, „Yanga“ in Grün und „Panone“ in wieiß.
Um das Spielfeld herum stehen weitere Zuschauer. Polizisten sorgen dafür, dass niemand dem Spielfeld zu nahe kommt.
Dann betreten die 22 Spieler das Spielfeld mit den vier Schiedsrichtern das Spielfeld, Platzwahl und dann Anpfiff.
In der ersten Hälfte geht „Panone“ unter. 2:0 nach 20 Minuten. „Yanga“ gewann nahezu alle Zweikämpfe und kombinierte sehr sicher. „Panone“ konnte in der ersten Hälfte keinen richtigen Torschuss verzeichnen. Aber viel passierte nicht mehr. Halbzeitpfiff. Höhepunkt der Halbzeit: Der vierte Offizielle hält die elektrische Anzeigetafel bei einer Auswechslung verkehrtherum in die Höhe, sodass aus der Sechs eine Neun wurde.
In der Pause fiel mir auf, dass der Trainer von „Yanga“ ein Mzungu ist. Dieser tauschte zur Halbzeit fast sein komplettes Team aus. Quasi direkt nach dem Anstoß viel das 3:0. Aber „Panone“ gab dann gas, wurde besser und kam zu hochkarätigen Torchancen, scheiterte aber daran, dass immer noch ein besser positionierter Spieler gesucht wurde oder der Torwart super reagierte. Ein Tor lag in der Luft. Fiel aber nicht mehr.
Die Stimmung auf der Tribüne ist schwierig zu beschreiben. „Panone“ ist nicht so bekannt und viele Fans waren gekommen um „Yanga“ zu sehen. Seit 20 Jahren war es das erste Mal, dass eine Mannschaft wie „Yanga“ in Moshi gespielt hat. Aber viele Fans waren für beide Teams. Freuten sich über die Tore von „Yanga“ und flippten bei den vergebenen Chancen „Panones“ aus. Während der Druckphase „Panones“ wurde es sogar so laut, dass sich die Auswechselspieler „Yangas“ verwirrt umdrehten. Mein Höhepunkt des Spiels war aber das „Rettungsteam“.
Ein „Panoner“ hatte sich verletzt und die Mannschaftsärzte wurden gerufen. Gleichzeitig rannte dann auch das Sanitätsteam auf den Platz, mit Trage. Diese wurde von einem Tansanier und einer Mzungu mit einer blonden Mähne bis zum Hintern getragen. Die Haare flatterten ganz schön im Wind und durchs Publikum ging ein Raunen. Aber die Verletzung konnte auch ohne Sanitäter behandelt werden und der Spieler machte weiter.
Zwei Minuten vor dem Schlusspfiff gibt es Bewegung in den Baumkronen hinter der Stadionmauer. Das Seitentor wurde geöffnet und alle die, die das Spiel kostenlos aus den Bäumen beobachtet hatten kamen ins Stadion. Mit dem Schlusspfiff wurde dann der Platz gestürmt und jeder hat versucht ein Foto mit einem „Yanga“-Spieler zu bekommen. Die Spieler von „Panone“ standen eine wenig abseits, aber auch zu ihnen gingen einige. Nach einigem Zögern bin ich dann auch auf Spielfeld. Das zögern war nicht unbegründet, denn sofort wollte irgendein junger Mann ein Foto mit dem Mzungu. Das war aber zum Glück der Einzige.
Selfie mit Rama von Panone
Ich habe kurz mit einem Spieler von „Panone“ sprechen können und ihm zu tollen und unterhaltsamen zweiten Hälfte gratuliert, bevor er zu seinem „Mannschaftsbus“ musste. Wenn man die Mannschaftsbusse vergleicht, kann man auch die Größe der Vereine sehen. „Panone“ fuhr in einem kleinen Bus, der sonst eher zwischen Moshi und Arusha verkehrt und der Vorne ein Stoffbanner mit der Aufschrift „Panone“ trug. „Yanga“ fuhr in einem richtigen, vereinseigenem Reisebus, inklusive passender Farbe, Werbung für „Kilimajaro-Bier“ und „Yanga“-Logo.
 
Für mich ging es dann zurück in die Stadt und von da aus nach Hause. Das Spiel zu sehen, war super schön gewesen. Ein Super Erlebnis, und vielleicht gelingt „Panone“ ja irgendwann der Aufstieg in die erste Liga.
Wenn ich dann nochmal in Tansania bin, ist dann ein Stadionbesuch Pflicht.
Kwa heri

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